Zuerst die Bank. Ich lasse 20 Mark in Zehnpfenningstuecke wechseln und
frage dann nach meinem Kontostand.
Waehrend der Angestellte noch tippt, ziehe ich unauffaellig den
Netzstecker von seinem Endgeraet. Es stirbt natuerlich und ich sage,
dass ich in Eile bin und dass ich gerne den Manager von diesem Sauladen
sehen moechte.
Er walzt durch die Tuer wie ein gut gefuettertes Riesenbaby und fragt
mich, ob es ein Problem gaebe. Ich sage, alles, was ich wolle, sei mein
Kontostand und ob das denn zuviel verlangt sei und dass ich immernoch in
Eile sei.
Dann kreuze ich die Finger.
JA! Er findet das herabhaengende Netzkabel, steckt es wieder rein und
loggt sich ein, MIT DEM MANAGER ACCOUNT.
Ich stolpere wie zufaellig an den Schalter und stosse aus Versehen 200
Zehnpfenningstuecke hinunter. Der Manager beachtet mich nicht, aber alle
anderen tauchen nach den Muenzen. Ich beobachte ungestoert, wie er sein
Passwort eintippt - mit der halsbrecherischen Geschwindigkeit von einem
Zeichen pro Sekunde! Gar kein Problem, der Hardliner macht es mir sogar
noch leichter, indem er ein semantisches Wort als Passwort gewaehlt hat:
ZINSEN.
So ein Scherzkeks! Ich verziehe keinen Gesichtsmuskel. Nicht ganz
einfach, wenn ich an meine ueberschuldete Hypothek denke. Heute Nacht
werde ich da einiges richtigstellen...
Ein Benutzer, den ich noch vom D(eletion)-Day '94 kenne, naehert sich,
um mich anzuquatschen. Sogar der Manager schuettelt abwehrend den Kopf,
aber es ist zu spaet. Er haelt direkt vor mir und richtet das Wort an mich!
"Aehm, Entschuldigung. Koennten Sie mir einen Tip geben, welchen
Computer ich am besten fuer meine Diplomarbeit kaufe?" ?!
Genau. "Schon mal vom neuen Macintosh-Power-PC gehoert?" frage ich.
"Ja..."
"Meiden Sie den wie die Pest! Kaum jemand weiss das, aber man handelt
sich fuerchterliche Probleme ein, wenn man ein Betriebssystem so schnell
laufen laesst. Manche von den Kisten machen ueber 100 Millionen
obstructions per second. Sie koennen sich ja vorstellen, dass da eine
solch billige Kiste aus dem Takt kommen muss, nicht? Die Katastrophe ist
praktisch vorprogrammiert!"
"Oh!"
"Nehmen Sie lieber was Sicheres und Bewaehrtes. Ein ZX81 mit dem
doppelten Cassettenlaufwerk, wenn Sie das kriegen koennen. Im Vertrauen:
Die sind nicht mehr leicht zu bekommen, weil alle Leute, die wirklich
was davon verstehen, natuerlich nur bewaehrte Technik kaufen. Kaufen Sie
bloss keine Harddisk dazu. Sie haben doch sicher schon gehoert, wie oft
die kaputtgehen? Cassetten dagegen halten ewig!"
"Danke, super!"
"Keine Ursache! Wie war doch noch gleich Ihr Username?"
Er sagt ihn mir. Gerade noch rechtzeitig fuer D-Day 96. Man sollte
meinen, dass sie's irgendwann lernen!
Zurueck an meinem Arbeitsplatz finde ich den Hausmeister - eingeschlafen
vor dem Terminal. Ich frage ihn, ob er nicht lieber hier arbeiten
moechte, aber er lehnt dankend ab.
Hier hat er nicht die Moeglichkeit, Leute in der Toilette aufzuschrecken...
Ich lege den Hoerer zurueck auf die Gabel und sofort klingelt es. Ich
hasse es, wenn es das tut. Ich brauche immer eine Ewigkeit, die
Earphones nachher wieder reinzupfriemeln.
Diesmal ist es anders. Die heisseste Mieze auf dem Campus ist dran - und
sie hat ein Computerproblem! Ich liebe solche Augenblicke. Sie machen
den Job erst dazu, was er ist.
"Wie ist Ihr Username?" frage ich - als ob ich es nicht auswendig
wuesste. So schnell ich kann ueberfliege ich ihre persoenliche email -
das meiste nur todlangweiliges Zeug - und grepe die gesamte User email
nach ihrem Usernamen. Nichts - vortrefflich!
"Wie kann ich Ihnen helfen?" floete ich charmant.
"Ich kann mein Dokument nicht abspeichern. Es sagt etwas mit zuwenig
Speicherplatz."
"Das werden wir gleich haben", sage ich und loesche alle anderen Files
auf ihrer Platte - ausser den ihrigen natuerlich.
"Jetzt sollte alles funktionieren..."
"Oh, vielen, vielen Dank", haucht sie ins Mikrophon.
Ich notiere mir, dass ich morgen wieder etwas an ihren Account
herumdoktere. Das Telephon laeutet, fast bevor ich es wieder auf der
Gabel habe.
"Meine Daten sind alle weg!" schreit jemand am anderen Ende.
"Wann war das?" frage ich.
"Gerade eben...", sagt er schluchzend.
"Aha. Tja, Kopf hoch. Es sind noch drei Tage bis zum Semesterende. Wenn
Sie Tag und Nacht dran bleiben, werden Sie schon noch eine Drei minus
schaffen:"
Er schluchzt noch zwei-, dreimal leise und legt auf. Schwaechling! Das
Telephon laeutet schon wieder!
"Der Bildschirm an meinem PC ist so schwach. Ich kann kaum die
Buchstaben erkennen. Soll ich den Helligkeitsregler hochdrehen?"
"NEIN!" schreie ich.
"Fassen Sie den Knopf nicht an! Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung,
was da fuer eine Strahlung 'rauskommt, wenn Sie den Knopf ganz zum
Anschlag drehen?!"
"Also ich .." sagt sie verunsichert.
"HOEREN SIE AUF MEINEN RAT!" sage ich. "Es gibt nur einen SICHEREN WEG,
ein schwaches Display aufzumoebeln, und das ist: Nadelenergieimpulse in
die Treiber geben!"
Die Worte 'Nadelenergieimpulse ' und 'Treiber' sind zuviel fuer sie.
Wenn Leute solche Ausdruecke hoeren, gehen sie automatisch in 'dummy
mode' und machen ALLES, was ich sage. Ich koennte ihr jetzt vorschlagen,
nackt, nur mit einem Netzkabel bekleidet ueber den Campus zu sprinten
und sie wuerde es wahrscheinlich machen...Hmmmm.
"Haben Sie zufaellig ein uebriges Netzkabel 'rumliegen?"
"Nein..."
"Oh, naja. Dann muessen wir das mit den Nadelimpulsen probieren... Also,
Sie schalten jetzt so schnell Sie koennen Ihren PC ein und aus. Einfach
den Kippschalter hin und herflippen, verstehen Sie? Etwa dreissig mal."
"Soll ich vorher meine Disketten 'rausnehmen?"
"NEIN! Wollen Sie alle Ihre Daten verlieren?!"
"Oh. Nein, natuerlich nicht. Also..."
Ich lausche gespannt. ..klick klack klick klack klick klack klick klack
klick klack kl BUMM! Erstaunlich! 27 oder 28.
Normalerweise macht sich das Netzteil schon nach dem achten oder neunten
Mal in die Hose!
"MEIN COMPUTER! ER RAUCHT!" schreit sie am anderen Ende.
"Wirklich?? Da muss ein Fehler im Netzteil gewesen sein! Gut, dass wir
das geklaert haben! Haben Sie noch Garantie auf die Maschine?"
"NEIN!"
"Du liebe Guete! Was fuer ein Pech! Tja, dann hilft nur reparieren
lassen. Haben Sie wenigstens Ihre Daten gesichert?"
"Ja, ins System, gestern erst. Aber die ganze Arbeit von heute morgen
ist futsch!"
"Sie Aermste! Wie war Ihr Username? Ich will gleich mal checken, ob Ihre
Backups ok sind..."
Sie sagt ihn mir...
Ich sitze wie ueblich an meiner Konsole. Ein Benutzer ruft an.
"Hallo, Kontrollraum. Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?" sage
ich.
"Ich komme nicht in meinen Account" nuschelt es am anderen Ende.
"Wie lautet bitte Ihr Username?" frage ich. Sie geben mir ihren
Usernamen. Ich schaue in ihren Account.
"Kein Problem, da war nur ein nicht-ausfuehrbares login file. Ich hab's
richtig gestellt. Jetzt sollten Sie ohne Probleme 'reinkommen."
"Danke."
"Kein Ursache. Schoenen Tag noch!"
HaeaeHH?! fragen Sie sich jetzt. Ist der BASTARD OPERATOR FROM HELL
endlich zum Guten bekehrt worden? Hat er aufgegeben?? REIF FueR DIE
KLAPPSMueHLE???
Naaah. Der BASTARD OPERATOR FROM HELL wird ab heute ueberwacht. Alle
Aktionen im Mainframe werden automatisch protokolliert. UND WENN DAS
PASSIERT, werde ich normalerweise auch abgehoert! Also muss ich huebsch
brav sein, bis ich die Bugs entdeckt habe. Sollte nicht allzu lange
dauern - vertrauen Sie mir!
Ah. Da haben wir schon eins. Im Telefonhoerer, klar. Aber der Boss ist
einer von der witzigen Sorte. Ich wette, da sind noch mehr. Ahja, ein
anderer unter dem Telefon und ein dritter in meinem Keyboard.
Zeit fuer eine kleine Kaffeeschlacht. Drei auf einmal.... hmmm. Ich
bringe mal besser die ganze Kanne und warte auf Zeugen.
Der System Manager kommt herein.
"Wo bleibt der Bericht, den ich gedruckt habe?" fragt er mit saurer
Miene - er aergert sich offensichtlich, dass ich mich am Telefon noch
nicht ans Messer geliefert habe.
Widersacher identifiziert!
Wie der Direktor der "BASTARD OPERATOR SCHOOL" (ich!) immer zu sagen
pflegt: "Es gibt kein Problem das sich nicht loesen laesst, indem man
die Benutzerprozesse killt, alle ihre files loescht, ihre Accounts
sperrt und ihre tatsaechlichen Einnahmen dem Finanzamt zukommen laesst."
Ich ziehe den Ausdruck unter der Kaffeekanne hervor, wo ich sie plaziert
hatte und die Kanne ergiesst sich ueber Telephone und Keyboard. Aus
irgendeinem Grund standen beide uebereinandergestapelt in der Naehe.
"Uuuups!" sage ich. Entsetzen malt sich auf meinem Gesicht. Sein Gesicht
sagt mir, dass ich richtig lag.
"Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit davonkommen, Simon", knurrt er und
stampft hinaus. Ich schalte den Ethernet Monitor ein und beobachte die
Pakete, die aus seinen PC kommen.
Ah. Ein Memo geht an den Laser im Buero des Direktors. Inhalt:
Beendigung meines Kontrakts, fristlos. Ich mache schnell ein paar
notwendige aenderungen an dem File, solange es im Spooldirectory liegt
und lasse es dann an seine urspruengliche Adresse weitergehen.
Ich starte mein Programm 'endzeit', das -522 auf den PC knallt und der
Mainframe macht sich in die Hose.
Spaeter, beim Booten, entferne ich das laestige Logging.
Als naechstes gehe ich in den Kabelraum und stecke meinen
Walkmankopfhoerer in den freien RS232 Port aus dem Buero des Direktors.
Es ist erstaunlich, wie leicht man bugs ausstreuen kann, wenn man weiss,
wo die Datenleitungen laufen!
Direktor: "Sind Sie sicher?"
SysMgr: "ABSOLUT SICHER!"
Direktor: "Und Sie wollen es sich nicht nochmal ueberlegen?"
SysMgr: "AUF KEINEN FALL!"
Direktor: "Nun gut, ich werde es sofort an die
Personalabteilungweiterfaxen..."
SysMgr: "HERVORRAGEND!"
Zwei Sekunden spaeter kommt der Systemmanager herein. Er laechelt. Es
sieht aus wie das Laecheln eines grossen, satten Haifischs.
"Tja, ich werde Sie vermissen, Simon...", beginnt, noch ganz erfuellt
von der eben geleisteten Entscheidung.
"Oh?" sage ich zuckersuess und heuchele Neugier.
"Wohin gehen Sie denn?"
"Nein, Simon", sagt er genussvoll, "Sie gehen:"
"Eine BEFOERDERUNG!" sage ich.
"Sie haben endlich diesen Brief an den Direktor geschickt, dass er ein
gottverdammtes Arschloch ist und dass Sie aufhoeren?"
"Nein..."
"Sind Sie sicher? Der ist aber viel besser als der ueber meine
Entlassung..."
"W..."
Seine Pupillen weiten sich eine kleine Idee. Es ist, als ob man ein
Walross mit dem Sofakissen erschlagen wuerde. Er rast los, um das Fax zu
stoppen. Nur, nachdem er gerade gekuendigt hat,
>klickediklackedi< funktioniert sein card key nicht mehr ...
Anfaenger... Das Telephon klingelt. Es ist derselbe wie vorhin.
"Ich komm' jetzt in meinen Account, aber ich hab' keinen Speicherplatz
mehr auf der Platte..."
"Moment, ich schau, was ich tun kann."
>klickediklackedi<
rm -r *
Ich fahre zur Arbeit und klebe hinter diesem alten Trottel, der
klassische SLOW DRIVER FROM HELL.
Sein Tacho hat bei 40 die rote Linie und kommt ins Schlingern, wenn er
die Kurven mit mehr als 10 nimmt.
Ich verbrauche ein halbes Kilowatt in meiner Hupe, aber sein Hoergeraet
ist anscheinend auf Fluestern eingestellt.
Keine Chance vorbeizukommen! Ich memoriere sein Kennzeichen.
Genau genommen tue ich das seit fuenfzehneinhalb Minuten sechzigmal in
der Minute. Mannomannomann... Ich denke, da ist wieder mal ein Anruf in
Flensburg faellig.
Vielleicht koennte man auch den Wagen als gestohlen registrieren.
Gestohlen von Waffenhaendlern aus dem vorderen Orient. Gefaehrlich...
Endlich in der Arbeit blaettere ich als erstes den Ausredenkalender um.
"ELEKTROMAGNETISCHE STOERSTRAHLUNG VON FUNKTIONSUNTUECHTIGEN SATELLITEN".
Klingt gut; vielleicht wird es doch noch ein netter Tag.
Ich logge mich als "SCHEISSDRAUF" ein (der Kummerkasten-Account fuer die
Benutzer) und rufe die mail auf.
Drei Nachrichten sind drin. Die erste hat 117 Zeilen, eine Plaudertasche
offensichtlich.
Sch...., ich hasse das!
Anstatt einfach zu sagen: "Der und der Account braucht mehr
Speicherplatz" fangen sie an zu erzaehlen ueber was fuer einen Mist sie
fuer welchen idiotischen Dozenten zu forschen haben und dass es schon
gestern haette fertig sein sollen, und dass sie's auch geschafft
haetten, aber dann hatte die Kusine dritten Grades ploetzlich einen
Magendurchbruch und einen riesigen Blutverlust und musste ins
Krankenhaus gebracht werden... usw usw. Ich loesche die Mail unbesehen.
Die zweite Mail stammt offensichtlich von jemandem, der nicht mit dem
Mailprogramm umgehen kann. Da ist nur der Header, aber keine Nachricht.
Ich antworte mit direktem Reply:
"Keine Sorge, wir kuemmern uns darum, am naechsten Dienstag."
Hoffentlich war's was Wichtiges! Die dritte Mail hebe ich mir fuer
morgen auf.
Samstag waere ein gar zu langweiliger Tag - sollte ich jemals am Samstag
arbeiten muessen!
Das Telephon klingelt. Ich dachte, das haette ich 'repariert'! Ich
klemme mir den Hoerer unters Kinn, damit ich gleichzeitig die Pizza in
die Mikrowelle schieben kann.
"Ja?", rufe ich hektisch.
"Irgendetwas stimmt nicht mit meiner Bootdisk. Ich kann den Server nicht
erreichen."
"Haben Sie das Laufwerk dabei?"
"Klar!"
Ich hole mir die Disk und stecke sie zusammen mit der Pizza in die
Mikrowelle.
Fuenf Minuten ULTRA-NUKE!
Sechs Minuten spaeter ruft er wieder an.
"Es funktioniert immer noch nicht, aber jetzt hoere ich auch noch
komische Geraeusche aus dem Laufwerk und es riecht irgendwie angebrannt."
Angebrannt? Ich untersuche den Boden meiner Pizza. Naaah, nix
angebrannt. Dem Jungen geht nur die Phantasie durch!
"Oh, Sch....", sage ich, " das sind wieder diese Stoerstrahlungen von
ausgemusterten Satelliten."
"Tatsaechlich? Davon hab' ich auch schon gehoert..." Wow!
"Aha! Tja, ich schaetze, Sie muessen sich 'ne neue Bootdisk zulegen..."
"Oh. Naja, macht auch nix. Die alte haette es sowieso nicht mehr
langegemacht. Danke."
"Keine Ursache. Und denken Sie immer daran, den Virenchecker FDISK ab
und zu laufen zu lassen, wenn Sie wichtige Daten auf Ihrer Disk haben..."
"Werd' ich machen. Danke!"
"Alles klar - ist nur mein Job!"
Racing laeuft viel zu langsam fuer einen erfahrenen Spieler; also kille
ich eben mal alle Database Prozesse, die sich den Loewenanteil an CPU
holen, und gebe Racing Prioritaet -10.
Besser, viel besser.
Verdammt hart, so an der vordersten Front: Immer nur Arbeit, Arbeit,
Arbeit...
Ich goenne mir einen schnellen 2-Stunden-Snack in der Cafeteria. In der
Cafeteria sind immer alle ganz reizend zu mir.
Zumindest seit es mal diesen dummen Computerfehler gegeben hat, der ihre
Kueche als Organ-Aufnahme-Station registrierte - ziemlich laestig!
Ich schnappe mir noch ein paar Cokes und Crackers und mach' mich auf den
Rueckweg, diesmal durch die Anfaenger Labs. Informatik, erstes Semester.
Ich schaue durch das Guckloch an der Tuer: Ein ganzer Hoersaal voller
Frischlinge ohne Dozenten.
Das kann nicht angehen! Ich stosse energisch die Schwingtuere auf und
marschiere zur Tafel.
"Es geht los, Herrschaften! Ich darf um Ruhe bitten. Sie dahinten, ja
Sie, Sie sorgen dafuer, dass uns niemand stoert. Blockieren Sie einfach
den Eingang. Wer zu spaet kommt, soll sich das fuer's naechste Mal merken.
Also, ich bin ihre Vertretung heute und wir wollen jetzt mal den
ueblichen Kram, den Sie sonst machen beiseite lassen und uns ueber ein
paar fundamentale Befehle aus der Praxis unterhalten. Wir beginnen mit
einer der wichtigsten Funktionen ueberhaupt, dem REMARK-Befehl, oder,
wie er allen Kenner bekannt ist, 'rm *' ..."
Ich haette vielleicht doch besser Professor werden sollen - ich hab' den
richtigen Draht zu den jungen Leuten, wissen Sie...
Ich soll als Experte in einer Vorlesung "Grundlagen Systemverwaltung"
auftreten; so steht es in der Einladung.
Also ueberlasse ich den Kontrollraum den bewaehrten Haenden von Sam, dem
Hausmeister, und gehe hinueber.
Die Vorlesung laeuft wie am Schnuerchen. Gegen Ende verkuendet der
Dozent, dass die Studenten "nunmehr 10 Minuten Gelegenheit haben, einem
Mann der Praxis, einem richtigen Operator" Fragen zu stellen.
Ich hole meinen Pad und Stift heraus und sage:
"Bevor wir anfangen, folgender Vorschlag: Koennten Sie bitte Ihren
Usernamen nennen, bevor Sie eine Frage stellen. Auf diese Weise kann ich
Ihnen gewisse Probleme an konkreten Beispielen erlaeutern. Das ist
einfacher zu verstehen."
Der Dozent schluckt es - mit Senf und Katchup. Beispiele sind per
default gut. Sag niemals was gegen Beispiele an einer Uni!
"Ok, erste Frage. Sie da drueben..."
"Wie beurteilen Sie den Schutz von persoenlichen Daten auf einem
Mehrbenutzersystem?"
"Wie war Ihr Username?"
"dau12345."
>kritzelkratzel<
"Schutz von persoenlichen Daten ... Hmmm. Ein heisses Thema, wirklich.
Sie denken zum Beispiel, wenn jemand Ihre private mail liest, worin Sie
sich mit Ihrem Therapeuten unterhalten? Zum Beispiel, warum Sie sich vor
Ihrer Frau immer im Schrank verstecken?"
"ARGH!!!!!"
"Oh. Das kam wohl nicht so gut an. Oder er musste dringend weg. War
vielleicht kein so gutes Beispiel. Naechste Frage, bitte. Ja, Sie da
hinten..."
"dau12346. Ich wuerde gerne ..."
"Ah. dau12346, der einzige User an der ganzen Uni, der
inalt.sex.buggery.by.sailors.in.mums.clothing aboniert ."
"Nur fuer rein wissenschaftliche Zwecke!"
"Natuerlich! Fuer einen Wissenschaftler haben Sie eine betraechtliche
Posting-Statistik dort, finden Sie nicht?"
"NGAGH!!!!"
"Der naechste bitte..." .. .
Zwei Minuten spaeter sind wir allein im Hoersaal. Das ist eben das
Problem mit den heutigen jungen Leuten: Die wollen nichts mehr lernen...
Ich gehe zurueck zu meinem Kontrollraum und Sam ist schon wieder auf der
Konsole eingeschlafen. Ich glaube jetzt, er ist DOCH hinter meinem Job
her. So ein Einsatz...
Ich nehme mir vor, bei Gelegenheit ein paar notwendige Aenderungen in
der Gehaltsdatenbank vorzunehmen.
Man kann nie vorsichtig genug sein...
Kranken- und Unfallversicherung braucht Sam eigentlich nicht.
Ich lege den Hoerer auf die Gabel - das erste Mal heute nachmittag - und
sofort faengt das Ding an zu rattern. ES REICHT!
Um mein Mittagsschlaefchen zu retten, leite ich den Anschluss auf 110
um. Das wird ihnen eine Lehre sein!
Ups, fast vergessen, den Ausredenkalender umzublaettern.
"Statische Aufladung wegen Nylon Unterwaesche"
Naaah, viel zu plausibel - obwohl, ich koennte die Unterwaesche von Fall
zu Fall persoenlich ueberpruefen... nee, lieber nicht, weiss was dabei
ans Tageslicht kommt.
Ich blaettere eins weiter.
"Statische Aufladung durch Plastik-Rechenschieber"
Na, das ist doch mal was! Eine echte Herausforderung! Ich hebe die
Telefonumleitung auf und plaziere dann den Papierkorb unter dem
Druckerauswurf - endlich eine technisch fortgeschrittene Loesung!
Waehrend ich noch mein Werk bewundere, laeutet es. Das koennte der
grosse Wurf werden!
"Hallo?"
"Hallo, aehm, wie kann ich mein File auf Rechtschreibfehler pruefen?"
"Ganz einfach. Tippen Sie 'spell' und den Filenamen."
"Danke."
Ich bin wieder mal hoellisch hilfsbereit heute morgen. Vor allem weil
ich weiss, dass meine spezielle Version von 'spell' Fehler erzeugt,
statt sie zu beseitigen. Aus 'Freund' wird 'Fruend' und umgekehrt. Ein
Augenschmaus! Das Telefon klingelt - sie sind's wieder.
"Irgendetwas stimmt nicht mit dem 'spell' Programm."
"Wie kommen Sie denn da drauf?"
"Weil mein File ploetzlich voll mit Fehlern ist!"
"Hm, das klingt nicht gerade nach 'spell'. Sind Sie ueber Ihren
PCeingeloggt?"
"Ja, aber ich ..."
"Bitte, ueberlassen Sie die technische Diagnose mir! Also, ist da
irgendwo ein Rechenschieber auf oder in Ihrem Schreibtisch?"
"Aehm >klapper< ja, aber..."
Aha. Haben wir's schon. Sie haben eine statische Aufladung auf Ihrer
Festplatte, verursacht von den wechselnden elektrostatischen Feldern,
die der Rechenschieber erzeugt - Sie wissen schon: so, wie er kleine
Papierfitzel anzieht, wenn sie ihn an Ihrem Pullover reiben..."
<DUMMY MODE ON>
"Oh. Was kann man da machen?"
"Sie wissen doch, wie Sie solche laestigen Papierfiezel von Ihrem
Rechenschieber weg bekommen? Genau, Sie schlagen damit auf die
Tischkante, bis die elektrischen Felder sich im Erdmagnetfeld aufloesen.
Machen Sie das gleiche mit Ihrem PC. Sagen wir, zwanzig mal - heben Sie
ihn etwa dreissig Zentimeter ueber den Tisch und lassen ihn fallen."
"Ah, gut. Bleiben Sie kurz dran?"
"Sicher." Das wuerde ich nicht mal fuer die Simpsons verpassen!
>polter< >polter< >polter<>klirr<
"Aeh, hallo? Der Schirm ist ploetzlich dunkel geworden..."
"Das ist ganz normal, das macht er immer; soll er sogar. Machen Sie
weiter. Und wenn Sie mit dem PC fertig sind, machen Sie
sicherheitshalber das Gleiche auch noch mit dem Schirm. Manchmal breitet
sich die Aufladung ueber die Kabel bis in den Schirm aus."
>polter< >polter< >polter<>schepper<
.. Ich lege auf.
Spaeter gehe ich raus in den oeffentlichen CIP-Pool und traeufle
unauffaellig Honig in die Schlitze der Floppy Laufwerke, als ploetzlich
ein Typ auftaucht, der verdammt wie Lee Harvey Oswald aussieht, und mich
ueber den Haufen schiesst.
Aber der Knall kommt aus dem Maschinenraum, und waehrend ich an einer
blutbesudelten IBM Maschine zusammensacke, hoere ich den
Ex-System-Manger im Hintergrund kichern...
Noch spaeter, im Krankenwagen, wird mir klar, dass ich von dem Typen
nicht mal die Userkennung habe... Dann wird alles dunkel.
Als der Krankenwagen das Ende des Tunnels erreichte, verschwand die
Dunkelheit wieder.
Vielleicht war ich doch nicht so schwer verletzt. Vielleicht aber doch!
Egal, jemand wuerde dafuer bezahl..
In diesem Moment starb ich.
Fuer einen echten Bastard Operator from HELL sah die Sache natuerlich
etwas anders aus: Mehr wie ein unerwarteter Urlaub.
Fuenf Sekunden spaeter bekomme ich 15 kV durch die Brustwarzen gejagt.
Unverduennt und ohne Eis! (Echte Sanitaeter wissen eben, wie man eine
todlangweilige Party belebt!) DER BASTARD OPERATOR FROM HELL LEBT!
Drei Wochen spaeter bin ich wieder auf den Beinen, hochgepaeppelt von
suessen Krankenschwestern, die um ihre Pensionsansprueche fuerchten.
Voller Energie sitze ich hinter meiner Konsole. Alles in allem, gar
nicht so schlecht, die Zeit im Hospital; ich koennte Baeume ausreissen!
Ich gehe rasch durch die angehaeufte Usermail der letzten Wochen (nur
damit ich nichts verpasse!), dann lasse ich die Studenten wissen, dass
ich wieder auf dem Posten bin.
Ein nicht angekuendigter Wartungszyklus, mitten in der Hauptuebungszeit;
ich flippe den Restart-Schalter. Ein wohliges Gefuehl breitet sich in
mir aus. Sie werden mich dafuer lieben! Ich blaettere den
Ausredenkalender um.
"TREIBHAUSEFFEKT" JA!!! Willkommen zu Hause!
Es ist Monatsende. In Kuerze werden diese ganzen unnoetigen
automatischen mailing lists das Netz ueberschwemmen.
Ich korrigiere die Systemuhr um 7 Tage nach hinten, um mir die
Performance nicht zu versauen und wechsele das neue Druckerband gegen
mein Spezialband - drei Jahre alt, mit vielen huebschen Loechern.
Ich grabe mich durch den Stapel snail mail, der sich angehaeuft hat, und
stuerze mich als erstes auf das BOFH Journal "kill -9".
Ein huebscher Artikel ist dabei, wie man Windows 95/98 grausam langsam
und hoellisch langweilig machen kann.
Irgendwie schaut der Artikel aus, wie die normale Installationsanleitung
fuer Windows 95/98 ... naja, wer weiss.
Ich blaettere mich durch bis zur BOFH Expertenrubrik und schaue, ob
irgendwelche Artikel von mir hineingekommen sind. Alle!!! Sogar der
ueber den C++ Compiler, der per Zufall Klassen umbenennt und dies sogar
im Sourcecode aendert!
Das Telephon klingelt. (Irgendwie habe ich fast darauf gewartet!)
"Mein Bildschirm ist dunkel!!!"
"Netzkabel!" sage ich.
"Nein, das hab' ich schon ueberprueft. Wenn ich einschalte, passiert
einfach nichts!"
"Netzkabel!" sage ich
"Nein! Das Netzkabel steckt richtig drin. Auch die Leuchtdioden am
Keyboard leuchten nicht!"
"Das Netzkabel!" sage ich. "Oh, Moment mal. Das Kabel ist nicht richtig
eingesteckt!"
"Das Netzkabel?" frage ich. "Ja ... Sch....."
"Macht ja nix", sage ich, "Funktioniert jetzt alles wieder?"
"Ja, ich glaub' schon. Tut mir leid. Sie haben natuerlich recht gehabt."
"Tja, wir bekommen das haeufig in letzter Zeit. Der Grund liegt
wahrscheinlicham zunehmenden Treibhauseffekt. Die globale Erwaermung
verursacht starkstatistisch variierende thermale Kontraktionen, welche
wiederumtemperaturinduzierte Bewegungen hervorruft, deren
Reibungskoeffizienten zu Adhaesion am Plastikteilen fuehren kann..."
Ich lausche aufmerksam. Nichts. Mit anderen Worten,<DUMMY MODE ON>...
"Sie koennen sich zukuenftig davor schuetzen, wissen Sie..."
"Wirklich? Wie denn?"
"Es reicht im Prinzip schon, eine schwach basische Mineralloesung auf
die Metallkontakte aufzubringen."
"Oh!"
<IRREVOCABLE DUMMY MODE ON>
"Ganz einfach. Alles was Sie machen muessen, ist den Stecker vom Geraet
abziehen und eine schwach basische Salzloesung in die Schlitze zu
traeufeln. Haben Sie eine schwach basische Loesung zur Hand? So etwa pH 7?"
"Aeh... nein?"
"Macht auch nichts. Stecken sie den Stecker einfach in den Mund und
lassen Sie Speichel hineinlaufen. Speichel ist schwach basisch, und er
hat Mineralsalze. ABER wischen Sie den Stecker vorher sorgfaeltig
sauber, wegen Keimen und so. Und, SCHALTEN SIE UM GOTTESWILLEN VORHER
DEN MONITOR AB - wir wollen doch nichts riskieren!"
"Oh. Gut!"
>FZZZZT< >POLTER<
Als der Hoerer auf den Boden knallt, lege ich auf. Speicherplatz ist
viel zu gut fuer
die!
Ich komme zur Arbeit, aber ich bin nicht ausgeschlafen.
Also klemme ich ein Stueck Kupferschiene ueber die drei Phasen der
Hauptversorgung und werfe den Hebel herum.
Als die Hauptsicherungen herauspfeifen, wird es dunkel, und endlich mal
wird es still im Rechnerraum. Es gefaellt mir.
Ich schnippe den Hoerer von der Gabel und schliesse die Vorhaenge vor
dem Beobachtungsfenster. Jetzt ist es WIRKLICH dunkel hier drin. Wuerde
mich nicht wundern, wenn jemand einen Unfall haette...
Ich taste mich in der Dunkelheit zum Eingang und entferne ein paar der
Bodenplatten, die die tiefen Kabelschaechte unter dem Rechnerraum
abdecken. Dann rufe ich unsere Service-Firma an und sage, dass der Mini
wieder mal die Hauptsicherung geschossen hat. Dann ersetzte ich die
geschossenen Sicherungen durch ein paar Naegel und schliesse die
Versorgungsleitungen gegen Masse kurz. Auf so was kann man nicht hoffen,
man muss es MACHEN!
15 Minuten spaeter erscheint der Techniker und fliegt in den
Kabelschacht. Ich schiebe die Bodenplatten zurueck an ihren Platz, als
der System-Manager - ein neuer, schrecklich gruendlicher Typ -
hereinkommt und mir sagt, ich solle mich vorsehen. In dieser Dunkelheit
koenne jemand leicht einen Unfall haben...
Ich nicke und sage ihm, dass wir uns diese Ausfallzeiten eigentlich
nicht leisten koennen und ob ich nicht einfach die Hauptsicherungen
wieder einschalten soll, in der Hoffnung, dass nicht Ernsthaftes
passiert sei. Nach einiger Meditation ueber die Negativ-Schlagzeilen,
die wir mit jeder verstreichenden Minute anhaeufen, macht er die letzte
Entscheidung seiner steilen, aber kurzen Karriere: Er sagt, ich soll's
versuchen. Spaeter, nachdem sich der Rauch etwas gelichtet hat,
untersuche ich die brutzelnden Reste unseres Minis. Kein sehr schoener
Anblick...
"Komisch, dass die Hauptsicherungen geklemmt haben, nicht?" sage ich zum
System-Manager, waehrend er seine persoenlichen Sachen einsammelt.
"Eine Chance von 1 zu einer Million. Zu dumm, dass Sie jemand beobachtet
und die ganze Geschichte nach comp.misc geposted hat. Nach all der
schlechten Presse koennen Sie froh sein, wenn Sie einen Job finden, in
dem Sie einen Taschenrechner managen duerfen..."
Ich geh' zurueck in den Kontrollraum und schalte die restlichen
Sicherungen wieder ein. Der Rechnerraum belebt sich wieder. An der
Konsole steht: 'D.Usbotmbuhpo!G/Tdif-1-m!2::6' - ein letzter Gruss des
verschollenen Technikers aus der Hoelle!
Ich logge ein und beginne, User-Email zu loeschen. Dabei entdecke ich
einen interessanten sexuellen Antrag unseres Consultants an ein
maennliches Mitglied der Schwimm-Mannschaft. Das gibt ein hervorragendes
motd ('motive of the day'); deshalb kopiere ich es dorthin.
Dann aendere ich den root Account nach 'Winker' und das Passwort nach
'ljkadlkajflkj'.
Dem grossen Haeuptling sage ich am Telefon, dass ich einen Einbruch
vermute. Bis wir das genauer untersucht haben (ein paar Stunden wird's
schon brauchen), bleiben die anderen Accounts gesperrt. Die Leute werden
in der Zwischenzeit die motd lesen... Zumindest einer hat's schon
gelesen, denke ich, als wir einen Schuss aus dem Buero des Consultants
hoeren. Inzwischen editiere ich die Online-Hilfe und aendere die Nummer
der Hotline - der System Manager wird sich ueber all die extra Anrufe
freuen; besonders in so einer traurigen Zeit....
Ein zweiter Schuss, und mir wird klar, dass er heute wohl keine Anrufe
mehr annehmen wird. Ich blaettere den Ausredenkalender um und lege den
Hoerer auf die Gabel.
"PROBLEME BEI DER STROMVERSORGUNG". zu realistisch.
"STATISCHE AUFLADUNGEN".
Immer noch ein wenig zu realistisch fuer meinen Geschmack, aber ich
lasse es gelten. Immerhin soll der Kalender noch bis zum Jahresende
reichen. Das Telefon klingelt, gerade als ich ich 'Top Gun' in der
Maschine habe. Ich pausiere das Video und klemm' mir den Hoerer unter's
Kinn.
"Ich fuerchte, ich habe eine schlechte Floppy Disk gekauft."
"Tatsaechlich?"
Bin ich jetzt bei der Stiftung Warentest, oder was?
"Naja, ich hab' da diese Disk und sie laesst sich nich' formatieren.
Aber alle anderen in der Schachtel gingen. Also muss ich wohl eine
schlechte erwischt haben..."
"Darf ich fragen, warum Sie deshalb bei MIR anrufen?"
"Naja, auf der Schachtel steht was von Garantie; wo kann ich einen
Ersatz bekommen?"
Ah! Alles klar!
"Schaun' wir mal. Sind Sie ganz sicher, dass es an der Disk liegt, und
nicht irgendwie mit statischer Aufladung zu tun hat?"
"Haeh?"
"Statische Aufladung, Sie wissen schon, statische Elektrizitaet, die Sie
mit ihren Fingern auf das Geraet uebertragen."
"Aber ich trage ein geerdetes Armband!"
Spaetestens jetzt weiss ich, wo ich bin: im tiefen Tal der Super-Deppen.
Geerdete Armbaender gehoeren in unseren Kreisen nicht gerade zum
Mode-Accessoire...
"Natuerlich, aber die Standard-Armbaender, wie Sie eins tragen, haben
einen 1 Megaohm Widerstand in Reihe geschaltet; eine ziemlich schlechte
Erdung also. Was Sie brauchen, ist eine direkte Erdverbindung. Am besten
fassen Sie mit einer Hand an ein Gehaeuse, das richtig geerdet ist."
"Aeh, zum Beispiel unseren Stahl-Labortisch?"
"Hervorragend. Jetzt, haben Sie etwas, um die Aufladung abzuleiten? Zum
Beispiel eine Bueroklammer?"
"Moment...ja."
"Gut. Dann stecken Sie jetzt mit der ANDEREN Hand die Bueroklammer durch
die Ventilationsschlitze auf der Rueckseite. Beruehren Sie einfach kurz
das Ende des dicken roten Kabels. Dabei aber NICHT den Tisch loslassen.
Sie muessen immer gut geerdet bleiben..."
>raschel< >hantier<
"Meinen Sie das Kabel, das zum Netzteil fuehrt?"
"Genau, halten Sie da drauf."
"...Aber ist das nicht... >polter<"
Und wieder ein Anruf erfolgreich beendet. Ich nehme den Briefoeffner und
schneide eine weitere Kerbe in das dicke gelbe Ethernetkabel, das
dekorativ hinter dem HELPDESK FROM HELL vorbeifuehrt.
Mein neues Login Skript nimmt allmaehlich Formen an. Tatsache, es ist
fast schon idiotensicher.
Zum Beispiel erscheint beim Login folgender prompt auf dem Bildschirm:
"Yes means No and No means Yes. Delete all files [Y] ?"
Ich mach' mir naemlich wirklich Sorgen ueber die vielen Einbrueche ins
ystem in letzter Zeit...
Dem Systemmanager macht das nichts aus - seltsamerweise. Er jammert
immer nur ueber die hohe Zahl von computerverursachten Todesfaellen auf
dem Campus.
Die Welt wird immer verrueckter! Ich blaettere den Ausredenkalender um.
"DOPPLER EFFEKT"
Klingt so idiotisch, dass es schon wieder realistisch wird - wenn man
etwas nachhilft, natuerlich. Das Telephon, der Fluch meines Lebens, laeutet.
"Hallo, Kontrollraum", sage ich hilfsbereit.
"Ist dort die Technik?" fragen sie. Erstaunlich, wieviel stocktaube User
wir haben, und warum sie dann noch Telefonieren, statt mir eine email zu
schicken. Zum Teufel, es oedet mich schon wieder an...
"Jawohl", luege ich (Nixon haette noch von mir lernen koennen).
"Ich hab' ein Problem mit meinen Floppy Laufwerk. Es scheint manchmal
nicht zu lesen."
"Hmm. Wie alt ist das Laufwerk?"
"Etwa ein Jahr..."
"Und es geht manchmal nicht, aber manchmal funktioniert's. Und die
Ausfaelle werden immer haeufiger?"
"JA, GENAU!" "Aha, ein klarer Fall von magnetischem Dopplereffekt..."
"Ich dachte, das gibt es nur mit Licht- und Schallwellen?"
>BULLSHIT MODE ON<
"Schon. Aber man hat kuerzlich entdeckt, dass sich die magnetische
Bindung von Partikeln auf schnell rotierenden Oberflaechen aendern kann,
vor allem wenn der Kopf relativ dazu feststeht und ganz leicht
magnetisiert."
"Ah. Oh."
"Also muessen Sie dringend den Kopf entmagnetisieren. Haben Sie eine
Floppy- Disk-Entmagnetisier-Schleife?"
"Aeh ... nein?"
"Na schoen. Dann muessen wir es auf die direkte Methode probieren. Haben
Sie die Original-Disketten Ihrer Software greifbar?"
"Ja." "Ok. Stecken Sie sie in Ihr Laufwerk und formatieren Sie sie."
"WAS?!"
"Keine Sorge, es passiert nichts - das Laufwerk funktioniert ja nicht,
ok? Was passiert, ist folgendes: die unverdorbenen magnetischen Felder
auf den Original-Disketten ueberlagern die magnetischen Stoerungen im
Schreib-/Lesekopf, einfach weil diese Disketten mit einem Laufwerk
geschrieben wurden, das keinen Dopplereffekt hat."
"Ah, verstehe."
"Also. Und wenn ein Schreib-Fehler gemeldet wird und das Programm fragt,
ob es weitermachen soll, tippen Sie ein 'yes'. Machen Sie das mit allen
Original-Disketten, die Sie finden koennen - je mehr, desto besser. Dann
lassen Sie eine normale Reinigungsdiskette durchlaufen. Die entfernt
dann die freien magnetischen Partikel, die noch auf dem Kopf kleben."
"Oh. Ok, vielen Dank."
"Keine Ursache - ICH MACH' NUR MEINEN JOB." Ich lege auf, und sofort
laeutet es wieder. Es ist der Boss.
"Simon, koennten Sie mal in mein Buero kommen?"
>ALARM ROT<
So schnell ich kann, druecke ich den Panik-Knopf am LAN-Analyser,
genauer gesagt, den 'Generiere-90%-Zufallspakete-Knopf'.
"Aber sicher. Soll ich gleich kommen oder..."
Das andere Telephon laeutet. Ich klemme es mir unters Kinn.
"Hallo, Computer Kontrollraum. Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?"
"DAS NETZ IST WEG. ALLE UNSERE PCs HAENGEN!" kreischt die Stimme aus dem
einen Telefon ins Mikrophon des anderen.
"Aha", sage ich ruhig und souveraen. "
Ja, ich kann's auf unserem Monitor sehen. Schaut aus wie ein schlechtes
Thinwire-Segment - warten Sie, ich versuche, es 'rauszunehmen."
Ich druecke den 'Befoerderungsknopf' (AKA 'Stop Traffic Generation') am
LAN- Analyzer, und fast sofort schreit der User:
"Phantastisch. Es geht alles wieder. Danke."
"Keine Ursache. Schoenen Tag auch."
Der Boss hat alles mitgehoert. Also, schaetze ich, wird der Besuch bei
ihm nicht allzu schlimm ausfallen. Ich sage ihm, dass ich sofort 'runter
komme, sobald ich das Netz wieder stabil habe, und lege auf. Auf dem Weg
nach unten erfinde ich ein neues Blendwort - das macht das Management
immer gluecklich.
'Vollstaendige Uebertragungstrennung'. Klingt viel besser, als
'Stecker-Ziehen'. Wie 'Master-Reset' besser klingt als 'Ausschalten'.
Ich komme in sein Buero und der Personal-Chef ist auch da. Ah-oh.
"Simon, haetten Sie Lust unser System-Manager zu werden?" ?!!!
"Aeh...ich weiss nicht. Eigentlich mach' ich lieber..."
"Zehn Tausender extra im Jahr, Porsche als Firmenwagen..."
"Roter Carrera Cabrio?"
"Ok."
"Gebongt!"
Fragt mich nicht, wie ich zurueckgekommen bin, ich bin es einfach.
ueberfluessig zu erwaehnen, dass Arbeit an Management Material missbilligt
wird, die Elektroden dazu einsetzt um Informationen ueber Klienten zu
bekommen. Vor allem, wenn man es mit den Verwandten des Chefs tut. Das
ist SEIN Vergnuegen.
Also bin ich zurueck im Sattel. Ungluecklicherweise heisst das, dass es
einen ploetzlichen Ueberfluss an Operators im Computerraum gibt. Ein
Zuschlagen der Backup-Safe Tuer spaeter ist das Problem geloest. Das
Klopfen verstummt bereits nach wenigen Stunden, also gehe ich davon aus,
dass die Safes WIRKLICH luftdicht sind.
Um mich selbst willkommen zu heissen, schicke ich eine Nachricht raus,
die ankuendigt, dass in 10 Minuten das System runtergefahren wird. 5
Minuten spaeter fahre ich das System herunter. Ich liebe das. Ich sehe,
wie die Festplattenaktivitaetslaempchen flackern, als die
"Diskwiederherstellungs"-Phase des Hochfahrens durchlaeuft, die global
alle Journal Files loescht. Lustig, dass wir nach dem Starten des Systems
immer so viel freien Speicherplatz auf den Platten haben..
Ich habe gerade Wolfenstein gestartet, als das Telefon bimmelt. Zur
Hoelle, ich habe das fast vermisst, waehrend ich weg war, also gehe ich ran.
"Computer Raum" sage ich
"DAS WAREN KEINE ZEHN MINUTEN!!!" schreit die Stimme am anderen Ende
"Was waren keine 10 Minuten?" frage ich in meiner hoeflichen Art. Ich
sehe, dass sich die Dinge waehrend meiner Abwesenheit verschlechtert
haben. Keine grossen Umstaende, sondern rm -r, sag ich mir immer.
"DAS! Sie sagten, es wuerden ze..." >Pause< "Hier ist der Operator, was
haben sie erwartet, wer es sein wuerde?"
"Darren? Ist dort Darren?"
"Uh, ne. Darren.. Darren ist... indisponiert... im moment."
"Oh. Wissen sie, wann er zurueck im Kontrollraum sein wird?"
"Moeglicherweise irgendwann, wenn wir die naechsten Backups machen - im
Jahr 2007 oder so um den Dreh, koennte ich mir vorstellen."
Er spielt mit dem Gedanken, mich zu fragen, ob ich seine Files
restaurieren kann oder nicht. Ich lass ihn fuer ein paar Augenblicke zappeln.
"War das alles?" frage ich zuckersuess
"Nun... NEIN, ist nicht so wichtig"
"Natuerlich nicht. Moechten sie, dass ich nachschaue, ob ihre Files in
Ordnung sind?"
"Wuerden sie das tun? Ich bin ein bisschen neu im System und bin mir nicht
ganz sicher was ich tun soll"
"Sicher. Wie war ihr Username?"
Alles in ihm schreit, ihn nicht zu sagen - Leute neben ihm schreien, ihn
nicht zu sagen.
Er sagt ihn.
Manche lernen es nie.
"OK. Also, fuer mich sieht es so aus, als wenn alle ihre Files in
perfektem Zustand sind."
"SIND SIE?? STARK!!"
Die Erleichterung in seiner Stimme ist ueberwaeltigend
>klickediklickedi "Yep. Sowohl ihre X-Defaults als AUCH ihr newsrc File
sind in Ordnung"
"Aber... Aber was ist mit meinen Aufzeichnungen?"
"Sorry?"
"Da waren etwa 10 Files in meinem Forschungs-Unterverzeichnis, Daten,
die ich im vergangenen Jahr gesammelt habe."
"Oh. Also, ich kann nichts davon entdecken. Vielleicht haben sie
irgendwo ein Backup?"
"Ich habe eine Kopie im Account meiner Freundin..."
"Wie war ihr Username?"
"Uh..." >Pause< Wird er es tun? Wird er?
Er tuts.
Wie mit Dampfwalzen ueber Schnecken fahren...
>klickediklickedi "Nope, da ist auch nichts. Oh! Moment, da scheint so eine
Art Journal File in ihrem Account zu liegen, es ist ganz schoen gross...
Ich glaube, sie sollten dort einloggen und versuchen, es zu restaurieren..."
Ich haenge so an die 100 man Files zusammen und schmeisse sie in den
Account seiner Freundin unter dem Namen "rsrch.j"
"Wie mache ich das?"
"Ok; koennen sie schon einloggen?"
"Ja, ich denke schon... Ok, ich bin drin"
"Ok, sie muessen das File jetzt durch den Mailer schicken, um das 8. Bit
zu loeschen, ansonsten wird sich das Restaurier-Programm an einem
Instruction Error aufhaengen"
>DUMMY MODE ON "Oh... wie mache ich das?"
"Also, sie muessen 'mail root' eintippen" "Ok!"
"WARTEN SIE! Sie muessen es mit der Nase tippen."
"W..? WARUM?"
Ich blaettere durch den Ausredenkalender bis etwas angemessenes
erscheint. "HARDWARE ABNUTZUNG"
"Also, das hat mit der Hardware Abnutzung zu tun. Womoeglich tippen sie
mit ihren Fingern zu hart, was das Innere der Tastatur
durcheinanderbringt. Das hat mit Kontaktschwierigkeiten und
elektromagnetischer Induktion zu tun"
>DUMMY MODE UNWIEDERRUFBAR AN "Oh. Ok"
"Nun, sie muessen es 20 mal eintippen"
"Klar, ok"
Er legt auf.
Ich rufe die Campus Sicherheit an
"Hey, wir haben noch einen Verrueckten im Labor. Es scheint, als tippe er
mit seiner Nase. Kann sein, dass er bewaffnet ist..."
3 Minuten spaeter hoere ich Schuesse. Ich schliesse seinen Account, er wird
ihn nicht mehr brauchen..
Das Telefon klingelt. Es ist meine Ma.
"Hi Ma, was kann ich fuer dich tun?"
"Simon, ich habe ein Problem auf der Arbeit, die Diskette mit meinem
ganzen persoenlichen Zeug drauf tut es nicht, glaube ich"
"Oh. Ok. Also, hast Du irgendwo Nagellackentferner und Wattebaeuschchen?"
"Ja"
"ok, nimm die Disk raus, und entferne das braune Zeug von der Innenseite
der Disk. Das ist es, was den Lesekopf verdreckt. Du solltest nur
schoene, saubere Plastikscheiben haben, wenn du sie vollstaendig gereinigt
hast"
"Oh, Ok Simon. Danke"
"Gern geschehen. Oh; erinnerst du dich noch an damals, als du mich nicht
zu Graeme gehen lassen wolltest um Videos zu gucken, als ich 11 war?"
"Ja, warum?"
"Oh, schon gut.."
Es ist ein warmer Nachmittag im Computer Raum. Weiss nicht, vielleicht
sollte ich die Luefter wieder einschalten, aber zum Teufel, ich habe eine
Erkaeltung und muss mich warm halten.
Ich blaettere den Ausredenkalender um. Magnetische Interferenzen durch
Kreditkarten. Hmmm, vage genug um, plausibel zu sein. Das Telefon kingelt.
"Hallo, Computer Raum" sage ich
"Hi!" sprichts am anderen Ende
"ich will ein paar RAM in meinen Computer einbauen um den Speicher zu
erhoehen. Ich habe gerade einige 8 meg Chips von einem Typen in der Stadt
gekauft und wollte wissen, ob ihr die einbauen wuerdet."
"Also," sage ich "normalerweise wuerden wir das tun, aber heute sind die
Techniker alle damit beschaeftigt unseren Backup-Tape-Safe
aufzuschweissen um nachzusehen, warum er so stinkt - Sie koennen die aber
vielleicht auch selbst einbauen.."
"Wirklich? Ich dachte, das waere gefaehrlich?" sagt sie
"Nene, kein Problem, denken sie nur daran, die Chips vorher aus diesen
bescheuerten Plastiktueten zu nehmen, bevor sie dadurch voellig kaputt sind."
"Wirklich? Wie kann denn sowas passieren?"
"Also, sie haben doch schon mal von statischem RAM gehoert, richtig?"
"Ja..."
"Also, warum packen sie statisches RAM in Antistatik-Tueten? Klingt
ziemlich suspekt, wenn sie mich fragen!!! Ihre koennten bereits kaputt
sein, also nehmen sie sie besser raus.."
>Dummy Mode ON<
"Oh"
>raschel knister<
"Ok, sie muessen jetzt die Ladung loswerden, die die Tueten ihren RAMs
womoeglich gegeben haben, denn sie wollen ja schliesslich nicht ihren
Computer hochjagen, oder? Ziehen sie alles Wollene aus, das sie tragen
und nehmen sie Nylon. Laufen sie ein wenig auf einem billigen Teppich,
dann kaemmen sie ihre Haare ein paar Dutzend male und stecken die Chips
auf dem Kamm, um sie so bereit zu halten. Schalten sie ihren Rechner an,
dann stecken sie den Speicher ungefaehr 10 mal rein und wieder raus, um
die Slots aufzuwaermen. Dann stecken sie sie wieder rein und betaetigen
den Power-Schalter ein halbes Dutzend mal, dann sollte es funktionieren!"
"Hey, danke!"
"Nicht der Rede wert, alles ein Teil des Services"
Ich gehe zum Mittagessen - immerhin war ich 10 Minuten am Stueck hier -
und gehe an den Studentenlabors vorbei. Ich hoere Gepiepse, sehe mich um
und entdecke einen UserScreen voll mit Muell. Entweder haben sie einen
Image File getippt oder in meinem Account rumgefingert und den Core File
gefunden, den ich in .plan umbenannt hatte. Wenn er sein Terminal wieder
aussortiert hat, wird seine ihm zugewiesene Connect Zeit komplett
aufgebraucht sein. Eine Schande...
Ein paar Stunden spaeter komme ich frueh vom Mittagessen zurueck und gehe
ins Usenet News Directory, runter zu alt.binaries.picture.erotica und
beginne damit, die Teile 3 und 4 der wirklich langen GIFs zu loeschen
(nachdem ich mir selbst Kopien gemacht und sie ueber die letzten User
Backups geschrieben habe, versteht sich).
Dann bereite ich mich darauf vor, die Videos zu gucken, die ich mir aus
der Videothek besorgt habe, indem ich die Drucker offline schalte und
das Telefon herausziehe. Dann bemerke ich, dass der Frame Grabber Video
Player aus meinem Buero verschwunden ist. Irgendjemand hat ihn
offensichtlich entwendet waehrend ich weg war...
Ich stelle einige diskrete Nachforschungen unter Androhung von rm -r an
und finde heraus, dass die Sekretaerin ihn nun in Besitz hat. Also
schlendere ich herunter, um ihn wieder mitzunehmen. Nur kann ich das
nicht, weil ich in *DEM BUCH* eintragen soll, wann er zurueck sein wird,
wieviel Minuten Band ich hindurch jagen will, ob ich PAL oder NTSC
schauen will usw. Dann wird alles in ihren *persoenlichen* Computer
eingegeben (zu dem ich keinen Zugriff habe, weil er nicht der Firma
gehoert), damit sie Vollfarb-Statsitiken erstellen kann, wer in der
Abteilung nicht arbeitet...
Ich bemerke, dass er nicht zurueckkommen wird - als derjenige, der den
Hammer durch den Frame Grabber gekloppt hat, sollte ich auch den Video
Player haben. Sie sagt mir, das waere nicht akzeptabel, und dass ich mir
einen anderen Player suchen muesse, sie braeuche 24 Stunden am Tag Zugang
zum Player, fuer den Fall, dass ihn jemand braucht.
Und weil sie ihren PC nachts mit nach Hause nimmt, braeuche ich gar nicht
denken, dass ich die Ausleih-Aufzeichnungen faelschen koenne.
Ich sehe das alles, wie es ist - ein schwach getarnter Versuch der
Bastard Secretary from Hell Zugang zum Sessel der Macht (den Operator
Raum) zu bekommen.
Ich beschliesse sie erstmal gewaehren zu lassen, immerhin bekommt sie die
Post in etwa 20% der Faelle in die richtigen Zustellungsfaecher, also kann
das nicht allzu schlecht sein.
Am naechsten morgen komme ich so gegen 14. Uhr herein und sehe, dass ich
drei Abteilungsmemos ueber den Status anderer Geraete im Computer Raum
bekommen habe, die "inkorrekt als reparaturbeduerftig inventorisiert"
worden seien (der Scheiss-Techniker hat geheime Informationen
durchsickern lassen, um sich mit der Sekretaerin gut zu stellen - eine
Schande, eigentlich mochte ich ihn.), mit einer Notiz vom Big Boss, der
die Sekretaerin authorisert, Untersuchungen durchzufuehren.
And all das ist eine Notiz von der Sekretaerin selbst geheftet, die
besagt, um dies zu tun benoetge sie einen 24 Stunden Zugangs-Schluessel
zum Computer Raum.
EINMAL MEHR realisiere ich, dass es sich nicht auszahlt, die Zuegel
schleifen zu lassen.
Ich schlage die Port Nummern von RS232-, Ethernet-, Appletalk- und
Telefonverbindungen der Sekretaerin nach und ziehe sie aus der
Comm-Verbindung.
Was solls, wo ich gerade dabei bin haue ich die Sicherungen fuer
Steckdosen und Licht in ihrem Buero auch noch raus. Dann nehme ich mir
ein Main Kabel und schliesse es an...
Das Telefon klingelr ein paar Minuten spaeter.
"Was ist mit meinem Raum passiert?!" kreischt mich die Sekretaerin an.
"Mit ihrem Raum?" sage ich nett und unschuldig und benutze die Caller ID
um herauszubekommen in welchem Raum sie sich gerade befindet. Ah! Nur
den Korridor herunter.
"Ja, mit MEINEM RAUM! Der Strom ist ausgegangen und alles ist tot"
"Meine Guete. Was haben sie getan, als der Strom ausging. Vielleicht
haben sie irgend etwas dummes getan?"
"Nein, habe ich NICHT! Ich arbeitete gerade an *meinem* PC!"
Die Art, wie sie "meinem" sagt, regt mich wirklich auf.
"Sie haben an *ihrem* PC gearbeitet?" reflektiere ich.
"Ja.." knirscht sie
"nicht ihrem *eigenen* *sehr persoenlichen* Computer?"
"Ja.." Sie weiss noch nicht, worauf ich hinaus will.
Und nun wende ich das Grundgesetz fuers Bastard Operating an, das grob
aussagt, dass Bastard Operator nicht nur gewinnen. Jeder kann gewinnen.
Bastard Operator gewinnen und DEMORALISIEREN total. Das ist *richtiges*
Gewinnen.
"Ich hoffe, sie haben ihren Rechner abgeschaltet, bevor sie angerufen haben"
"Warum?" bellt sie, etwas unsicher.
"Nun, es ist nur so, dass Privateigentum nicht von der
Arbeitsplatzversicherung abgedeckt wird. Also, wenn es eine ueberlastung
gegeben hat, weiss Gott, WAS mit einem teurem Stueck delikater
*persoenlicher* Technik passieren koennte, wie ihrem..."
Ich hoere, wie sie den Hoerer *sehr* leise bei Seite legt und sprinte auf
Zehenspitzen zur Tuer. Als ich ihre Sicherungen immer wieder ein und
ausschalte, beginne ich darueber nachzudenken, was ich heut Nachmittag
auf Video gucken werde... Immer noch am Telefon hoere ich einen Knall im
Hintergrund der wom"glich bedeutet, dass ihr PC sich verabschiedet hat...
10 Minuten spaeter das Telefon im Control Raum.
Es ist die Sekretaerin und sie klingt ein wenig gestresst. Ich schaffe
es, ihre sporadischen Wutausbrueche in eine Bitte zu uebersetzen, dass
ihre Leitungen an ihr Terminal angeschlossen werden moechten.
Ich erzaehle ihr, sie seien, und sie habe den Techniker der nachsehen
koenne. Sie legt auf.
Keinen Sinn fuer Humor.
10 Minuten spaeter ruft der Techniker an und sagt mir, alle Leitungen der
Sekretaerin seien tot. Ich sage ihm, dass ich nachsehen werde und
schliesse Ethernet, Telefon und Appletalk wieder an. Bleibt RS232...
Weitere 10 Minuten spaeter werde vom Telefon bei meinem Nickerchen
gestoert. Es ist der Techniker, der sich immer noch bei der Sekretaerin
einschleimt, indem er supereffizient ist. Er sagt mir, der RS232
funktioniere immer noch nicht. Ich erzaehle ihm etwas von kalten
Loetstellen im Stecker und bitte ihn, einen neuen Stecker auf das Kabel
zu machen. Ich hoere das >schnipp! kurz vor dem ">ERERK! Ein
weiteres Problem geloest vom Bastard Operator from Hell
Es ist ein dreckiger, schmieriger, stinkender Jeder-gegen-jeden Job,
aber irgend jemand muss ihn geniessen
[wundert sich jetzt jemand, was passiert ist? In Zeile 116/117 (Header
nicht mitgerechnet) hat Simon irgendwo ein Main Kabel angeschlossen...
]