Austauschfederbein
Verfasst: 05.03.2007, 12:38
Aus gegebenem Anlass möchte ich Euch eine Diskussion zum Thema Federbein anbieten, die bisher nur im kleinen Kreise stattgefunden hat.
Viele von uns, einschließlich mir selbst, fahren ZZRs mit einigen Jahren und Kilometern auf dem Buckel. Oft tauchen Anfragen zu fragwürdigem Fahrwerksverhalten und möglichen Verbesserungsmaßnahmen auf, die dann auf der Ebene von progressiven Gabelfedern und Gabelöl für vorne und Einstellmaßnahmen am Federbein hinten diskutiert werden.
Sobald aber das Stichwort „neues Federbein“ auftaucht, geht das Gestöhne los, weil die Dinger so teuer seien. Dies ist ein Teil der Diskussion, der mir bis heute zumindest in Teilen unverständlich geblieben ist. Das hängt damit zusammen, daß ich für eine gute Optik zwar zu begeistern bin, daß bei mir aber Technik immer vor Optik geht. Dazu folgende Überlegungen:
Tatsächlich stellen wir fest, dass Federbeine von Herstellern wie Wilbers, Öhlins, White Power etc. nicht billig sind. Da kommen ein paar hundert Euro zusammen. Keine Frage: das ist viel Geld.
Trotzdem verstehe ich nicht, wieso hier die Hemmschwelle für eine Investition so groß ist. Für einen Satz Reifen wird jede Saison um die 250,-€ ausgegeben. Bei Umbauaktionen sind schnell einige hundert Euro für eine 4in1-Anlage, einen SB-Lenker, Heckhöherlegung, Verkleidungsumbau etc. fällig. Dafür geben viele hier im Forum bereitwillig eine Stange Geld aus. Kaum jemand ist jedoch willens, 300,- (+)€ in ein Federbein zu investieren.
Warum ist das so? Ist Optik wichtiger als Technik?
Dabei ist es gerade das Federbein, was ganz entscheidend zum Fahrverhalten im positiven wie im negativen Sinne beiträgt. Viele haben es bei der Überarbeitung der Gabel mit progressiven Federn gemerkt und bestätigt. Das geht als Selbstschrauber auch recht leicht. Gabelfedern sind schnell ausgetauscht. Wichtiger noch als die Federn sind für ein sauberes und vor allem ruhiges, nicht schwammiges Fahrgefühl ordentliche Gleitbuchsen und das richtige Gabelöl. Für progressive Gabelfedern + Gabelöl haben viele schon 100,- bis 150,-€ ausgegeben und nicht bereut. Wer es komplett machen will, tauscht noch die Gleitbuchsen aus, wofür dann noch einmal ca. 60,-€ zu Buche schlagen.
Leider geht beim Original-Federbein so etwas wie eine Überarbeitung kaum. Man kann allenfalls mit einigem Werkzeugaufwand die Feder austauschen. Viel kritischer ist aber das Dämpfungsverhalten. Das wird durch die Innereien des Federbeins bestimmt. Das Original-Federbein ist aber nicht zerlegbar. Wenn durch viele Hunderttausend Hubbewegungen im Federbein die Gleitführungen verschlissen sind, und das Dämpfungsöl mit Abrieb gesättigt ist, dann ist das Federbein eben einfach nur Schrott und muß ausgetauscht werden.
Beim Auto machen wir das regelmäßig. Alle so und so viel Kilometer sind neue Stoßdämpfer fällig. Warum zögern wir, das gleiche bei unserem Motorrad zu machen?
Ich habe keinen Werbevertrag mit Wilbers. Aber bei genauerem Studium deren Angebotes scheint eine Investition in ein solches Federbein gar nicht sooo überteuert und abwegig. Gehen wir mal ein wenig ins Detail:
1. Ein Wilbers Typ 641 mit Ausgleichsbehälter und allen möglichen Einstell-Features kostet nach Liste 649,-€. Viel Geld. Aber brauchen wir wirklich all diese Einstellmöglichkeiten? Ich würde mal sagen: 90% von uns sind mit den ganzen Einstellmöglichkeiten überfordert. Vielmehr besteht die Gefahr, daß mangels Sachkenntnis die Einstellung durch Knöpfchendrehen „verschlimmbessert“ wird.
2. Ein Wilbers Typ 640 ohne Ausgleichsbehälter mit reduzierten Einstellmöglichkeiten, aber gleicher Mechanik wie oben kostet nach Liste 429,-€. Nicht ganz billig. Aber überlegt mal, wieviel Geld ihr ansonsten in die ZZR für andere Dinge steckt, die nicht so wichtig sind, wie ein sicheres und zuverlässiges Fahrverhalten.
3. Eine noch nicht so richtig zur Kenntnis genommene Variante ist das seit kurzem erhältliche Wilbers Ecoline Typ 540. Kostet nach Liste 329,-€. Gleiche Mechanik wie die teuerste Ausführung. Federbasis wird werkseitig voreingestellt, kann aber auch verändert werden. Es fehlen lediglich die Einstellmöglichkeiten für die Dämpfung. Ich glaube, die meisten von uns brauchen diese Einstellmöglichkeiten gar nicht. Ich habs jetzt bei unserer Familien-Suzi ausprobiert. Die werksseitig vorgegebene Dämpfung ist nahe perfekt. Zumindest um Größenordnungen besser als beim ausgenuddelten alten Federbein. Unglaublich, was das Ding jetzt in Kurven ruhig geworden ist, und wie es selbst bei sehr holperiger Strecke die Bodenunebenheiten wegsteckt.
Wer über Federbein und Heckhöherlegung nachdenkt, kann noch mal 99,- für eine Höhenverstellung bei allen obigen Typen ausgeben. Da hat man gleich eine integrierte HH mit ABE.
In allen der drei o.g. Fällen gilt, daß natürlich auch diese Federbeine irgendwann verschleißen. Aber im Gegensatz zum Original muß man die nicht entsorgen, sondern kann sie zu Wilbers zur Überarbeitung schicken. Damit hält das Federbein nahezu ewig und ist eine dauerhafte Investition.
Im Ergebnis heißt das: 329,-€ für ein bemerkenswert gutes Fahrwerk. Und das für ein Motorrad-Leben lang. Ist das wirklich so unglaublich teuer? Wirklich so viel Geld, wenn wir das an all den anderen vielleicht schönen, aber eher unnützen Ausgaben für unsere ZZR messen?
Ich habe jetzt Wilbers als Beispiel gewählt, da ich gerade Erfahrungen mit dem Ecoline auf unserer Suzi gemacht habe. Obige Überlegungen werden wohl auch sinngemäß für andere Hersteller gelten. Mir geht es nur darum, diese mir unverständliche Hemmschwelle in Sachen Federbein zu hinterfragen und ggf. abzubauen.
Wie ist Eure Meinung dazu?
Viele von uns, einschließlich mir selbst, fahren ZZRs mit einigen Jahren und Kilometern auf dem Buckel. Oft tauchen Anfragen zu fragwürdigem Fahrwerksverhalten und möglichen Verbesserungsmaßnahmen auf, die dann auf der Ebene von progressiven Gabelfedern und Gabelöl für vorne und Einstellmaßnahmen am Federbein hinten diskutiert werden.
Sobald aber das Stichwort „neues Federbein“ auftaucht, geht das Gestöhne los, weil die Dinger so teuer seien. Dies ist ein Teil der Diskussion, der mir bis heute zumindest in Teilen unverständlich geblieben ist. Das hängt damit zusammen, daß ich für eine gute Optik zwar zu begeistern bin, daß bei mir aber Technik immer vor Optik geht. Dazu folgende Überlegungen:
Tatsächlich stellen wir fest, dass Federbeine von Herstellern wie Wilbers, Öhlins, White Power etc. nicht billig sind. Da kommen ein paar hundert Euro zusammen. Keine Frage: das ist viel Geld.
Trotzdem verstehe ich nicht, wieso hier die Hemmschwelle für eine Investition so groß ist. Für einen Satz Reifen wird jede Saison um die 250,-€ ausgegeben. Bei Umbauaktionen sind schnell einige hundert Euro für eine 4in1-Anlage, einen SB-Lenker, Heckhöherlegung, Verkleidungsumbau etc. fällig. Dafür geben viele hier im Forum bereitwillig eine Stange Geld aus. Kaum jemand ist jedoch willens, 300,- (+)€ in ein Federbein zu investieren.
Warum ist das so? Ist Optik wichtiger als Technik?
Dabei ist es gerade das Federbein, was ganz entscheidend zum Fahrverhalten im positiven wie im negativen Sinne beiträgt. Viele haben es bei der Überarbeitung der Gabel mit progressiven Federn gemerkt und bestätigt. Das geht als Selbstschrauber auch recht leicht. Gabelfedern sind schnell ausgetauscht. Wichtiger noch als die Federn sind für ein sauberes und vor allem ruhiges, nicht schwammiges Fahrgefühl ordentliche Gleitbuchsen und das richtige Gabelöl. Für progressive Gabelfedern + Gabelöl haben viele schon 100,- bis 150,-€ ausgegeben und nicht bereut. Wer es komplett machen will, tauscht noch die Gleitbuchsen aus, wofür dann noch einmal ca. 60,-€ zu Buche schlagen.
Leider geht beim Original-Federbein so etwas wie eine Überarbeitung kaum. Man kann allenfalls mit einigem Werkzeugaufwand die Feder austauschen. Viel kritischer ist aber das Dämpfungsverhalten. Das wird durch die Innereien des Federbeins bestimmt. Das Original-Federbein ist aber nicht zerlegbar. Wenn durch viele Hunderttausend Hubbewegungen im Federbein die Gleitführungen verschlissen sind, und das Dämpfungsöl mit Abrieb gesättigt ist, dann ist das Federbein eben einfach nur Schrott und muß ausgetauscht werden.
Beim Auto machen wir das regelmäßig. Alle so und so viel Kilometer sind neue Stoßdämpfer fällig. Warum zögern wir, das gleiche bei unserem Motorrad zu machen?
Ich habe keinen Werbevertrag mit Wilbers. Aber bei genauerem Studium deren Angebotes scheint eine Investition in ein solches Federbein gar nicht sooo überteuert und abwegig. Gehen wir mal ein wenig ins Detail:
1. Ein Wilbers Typ 641 mit Ausgleichsbehälter und allen möglichen Einstell-Features kostet nach Liste 649,-€. Viel Geld. Aber brauchen wir wirklich all diese Einstellmöglichkeiten? Ich würde mal sagen: 90% von uns sind mit den ganzen Einstellmöglichkeiten überfordert. Vielmehr besteht die Gefahr, daß mangels Sachkenntnis die Einstellung durch Knöpfchendrehen „verschlimmbessert“ wird.
2. Ein Wilbers Typ 640 ohne Ausgleichsbehälter mit reduzierten Einstellmöglichkeiten, aber gleicher Mechanik wie oben kostet nach Liste 429,-€. Nicht ganz billig. Aber überlegt mal, wieviel Geld ihr ansonsten in die ZZR für andere Dinge steckt, die nicht so wichtig sind, wie ein sicheres und zuverlässiges Fahrverhalten.
3. Eine noch nicht so richtig zur Kenntnis genommene Variante ist das seit kurzem erhältliche Wilbers Ecoline Typ 540. Kostet nach Liste 329,-€. Gleiche Mechanik wie die teuerste Ausführung. Federbasis wird werkseitig voreingestellt, kann aber auch verändert werden. Es fehlen lediglich die Einstellmöglichkeiten für die Dämpfung. Ich glaube, die meisten von uns brauchen diese Einstellmöglichkeiten gar nicht. Ich habs jetzt bei unserer Familien-Suzi ausprobiert. Die werksseitig vorgegebene Dämpfung ist nahe perfekt. Zumindest um Größenordnungen besser als beim ausgenuddelten alten Federbein. Unglaublich, was das Ding jetzt in Kurven ruhig geworden ist, und wie es selbst bei sehr holperiger Strecke die Bodenunebenheiten wegsteckt.
Wer über Federbein und Heckhöherlegung nachdenkt, kann noch mal 99,- für eine Höhenverstellung bei allen obigen Typen ausgeben. Da hat man gleich eine integrierte HH mit ABE.
In allen der drei o.g. Fällen gilt, daß natürlich auch diese Federbeine irgendwann verschleißen. Aber im Gegensatz zum Original muß man die nicht entsorgen, sondern kann sie zu Wilbers zur Überarbeitung schicken. Damit hält das Federbein nahezu ewig und ist eine dauerhafte Investition.
Im Ergebnis heißt das: 329,-€ für ein bemerkenswert gutes Fahrwerk. Und das für ein Motorrad-Leben lang. Ist das wirklich so unglaublich teuer? Wirklich so viel Geld, wenn wir das an all den anderen vielleicht schönen, aber eher unnützen Ausgaben für unsere ZZR messen?
Ich habe jetzt Wilbers als Beispiel gewählt, da ich gerade Erfahrungen mit dem Ecoline auf unserer Suzi gemacht habe. Obige Überlegungen werden wohl auch sinngemäß für andere Hersteller gelten. Mir geht es nur darum, diese mir unverständliche Hemmschwelle in Sachen Federbein zu hinterfragen und ggf. abzubauen.
Wie ist Eure Meinung dazu?