Warm fahren kann man nicht in Kilometern und Drehzahl messen. Es kommt auf die tatsächlich erreichte Temperatur an.
Bei kaltem Wetter dauert das Warmfahren länger als bei warmem Wetter. Außerdem sagt die Drehzahl nichts aus, da der Motor nicht durch Drehzahl, sondern durch Leistung Wärme produziert. Zur Verdeutlichung: Man kann im kleinen Gang mit hoher Drehzahl bergab fahren. Dabei wird dem Motor keine Leistung abverlangt. Er produziert also keine nennenswerte Wärme, und das Warmfahren dauert eine halbe Ewigkeit. Umgekehrt kann man zwar im hohen Gang mit niedriger Drehzahl fahren und dabei den Hahn aufdrehen. Dann wird Motorleistung verlangt, und es entsteht auch Wärme.
Folgende Punkte sind beim Warmfahren zu beachten:
1. Drehzahl
Zu niedrige Drehzahl ist schlecht, weil sich kein ordentlicher Öldruck aufbauen kann. Am empfindlichsten sind hier die Nockenwellen, die eine Mindestdrehzahl brauchen, um auf dem Ölfilm der Tassenstößel gleiten zu können. Außerdem neigen die Kerzen zum Verrußen. Also bitte nicht im Standgas warm laufen lassen.
Zu hohe Drehzahl ist schlecht, weil die kalten Motorteile sich noch nicht auf Sollmaß ausgedehnt haben. Auch hier kann es örtlich zu unerwünschter Trockenreibung kommen, was den Verschleiß erhöht.
Optimal sind gemäßigte Drehzahlen, beispielsweise zwischen 4.000 und 6.000 Upm.
2. Leistung:
Sinngemäß das gleiche gilt auch für die Leistung: Zu wenig Gas ist schlecht, weil es zu lange dauert, bis der Motor warm wird. Zuviel Gas ist schlecht, weil der Motor im noch kalten Zustand Überlastungserscheinungen zeigen kann.
Optimal ist gefühlvolles Gasgeben im Halbgasbereich, weil der Motor dann Wärme produzieren kann, ohne übermäßigen Verschleiß zu produzieren.
3. Temperatur:
Der Motor ist für seine volle Leistung dann bereit, wenn er durch und durch warm ist, und nicht, wenn eine bestimmte Zeit oder Strecke verstrichen ist. Thorsten schreibt richtig, daß der Maßstab die Öltemperatur ist.
Solltest Du über kein Ölthermometer verfügen, kannst Du auch die Wassertemperatur heranziehen. Beim ZZR-Wasserthermometer tut sich im unteren Temperaturbereich nichts. Erst wenn das Ding so richtig warm ist, fängt die Nadel müde an, sich von ihrer Nullposition anzuheben. Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, darfst Du Dein Schätzchen getrost hart ran nehmen.
