Hi,
also ich habe nun meinen Tank entrostet und versiegelt und da ich mir vorstellen kann, dass der ein oder andere das auch mal machen muss (oder möchte?), hier einmal meine Erfahrungen und mein Vorgehen:
benötigtes Material:
Reine Zitronensäurepulver (benutzt: K2r Reine Zitronensäure 5x50g; gekauft bei Real)
Versiegelung (benutzt: Kreem Weiss 2k; gekauft hier:
http://www.mototools.de/tankversiegelun ... duct%5D=19)
Schrauben zum Rost-Raspeln - max. Länge. 3cm! (benutzt: Spaxschrauben aus Bestand)
Balken/Bretter für Badewannen-Tank-Halterung (1x 40cm lang, 1x 50cm lang)
Einen starken und kleinen Magneten (benutzt: 1 Neodym-Magneten mit 0,5cm Durchmesser)
Einen starren Stab um den Magneten zu befestigen (benutzt: Fliegenklatschenstiel

)
Gewebeband ("Tape") (benutzt: von Aldi)
Eine Badewanne, welche 2 Tage besetzt sein darf und gut durchlüftet ist (oder ein Ort draussen, wenn es auch Nachts warm ist und Wasseranschluss und -Abfluss hat)
3-5 Zeitungen zum unterlegen
ca. 60 Minuten Film o.ä. was man beim Tank schwenken gucken kann
1 Fön
ca. 0,5l Spiritus
Knete oder ähnliches zum Öffnungen verschließen (benutzt: Bohrlochfüllmaterial von Uhu)
Werkzeug (Schraubenzieher, Spitze Zange)
Wasserkocher und alle erdenkbaren Möglichkeiten möglichst viel Wasser möglichst schnell warm zu bekommen
Decken zum Tankeinwickeln (oder einen Tauchsieder)
1 Trichter (benutzt: Unten aufgeschnittene PET-Flasche)
1 Pinsel (wenn die Tankdeckelöffnung versiegelt werden soll)
1 Stil zum Umrühren der Versiegelung
Putzzeug für hinterher
Voraussetzungen:
Ausgebauter und getrockneter Tank mit demontierten Benzinhahn und Tankstandfühler sowie demontiertem Tankdeckel.
Vorgehen:
So, nachdem nun die Umstände geklärt sind, bin ich wie folgt vorgegangen:
Eine Woche vor einem "warmen" Wochenende habe ich zuerst die Öffnungen des Benzinhahns und des Tankstandfühlers mit Tape zugeklebt. Anschließend habe ich die Spaxschrauben (ca. 150-200 Stück) in den Tank gekippt und dann den Tankdeckel ebenfalls zugeklecbt. Die kommende Woche habe ich jeden Tag ca. 10 Minuten den Tank geschüttelt um den groben Rost zu lösen. Das macht recht viel Lärm und ist ein perfektes Armmuskeltraining

.
Als dann die zwei Tage an dem der Tank "aufgesetzt" werden sollte gekommen waren habe ich zuerst die Schrauben mit dem Magneten, der am Ende der Fliegenklatsche mit Tape festgeklebt war, wieder rausgeholt. Das geht deutlich besser, als wenn man versucht die Schrauben durch die Öffnungen rauszubekommen. Die beiden kleinen Öffnungen sind für die Mengen an Schrauben einfach zu klein und der Tankdeckel ist leider nach innen gewölbt, sodass dort eine Kante im Tank ist und die nicht einfach durch die Tankdeckelöffnung herauspurzeln können. Dabei habe ich dann festgestellt, das ich da auch nicht magnetische Schrauben reingeschüttet habe. Die habe ich dann mit Klebeband am Ende der Fliegenklatsche und durch die kleinen Öffnungen rausgeholt.
Anschließend habe ich die Schrauben abgewaschen und auf einem Handtuch trocken lassen. Beim Abwaschen kam da eine ziemlich dunkle braune bis schwarze Soße raus.
Nun habe ich den Tank gründlich mit viel Wasser ausgewaschen. Dabei kommt Anfangs nochmal viel brauens Zeug raus, was mit der Zeit klarer wird. In dem Wasser was da rauskommt ist dann auch gerne mal der ein oder andere Rost- oder Lackplacken bei gewesen.
Nachdem der Tank möglichst sauber war, habe ich die beiden kleinen Öffnungen unten verschlossen. Dazu habe ich bei der Tankfühleröffnung den Tankfühler einfach wieder reingeschraubt und beim Benzinhahn nur die Schrauben ohne Hahn reingeschraubt und das Loch mit der "Knete" zugemacht. Wer den Tankfühler braucht sollte auch die Öffnung mit der Knete verschließen. Da ich ihn nicht brauche, war mir auch egal, ob der kaputt geht oder nicht. Die Knete würde ich beim nächsten Mal mit einem Stück Bleck o.ä. kombinieren. Das Verschließen der Tankfühleröffnung habe ich erst mit dem Tankfühler gemacht, als das Loch undicht wurde und ich schnellstmöglich eine Lösung brauchte. Bedenkt also bei der Auswahl des "Verschlussmaterials", dass auf dem Loch später das Wasser mit etwas Druck drauf lastet und das das Zeug hitzebeständig ist, da das Wasser dadrin sehr heiss sein wird.
Nachdem ich die Löcher verschlossen habe (Tankdeckelöffnung weiterhin offen!), habe ich den Tank in die Halterung eingebaut. Anschließend habe ich mir aus einer PET-Flasche einen Trichter gebaut, da ich keinen anderen hatte.
Jetzt habe ich 3 der 5 Tüten Zitronensäure in den Tank gekippt. Die anderen 2 habe ich später reingemacht.
Nun habe ich meine Wasserkocher und die vier größten Töpfe, dich ich habe, mit Wasser gefüllt und auf den Herd/in die Halterung gestellt und voll aufgedreht um möglichst schnell möglichst viel Wasser heißes zu bekommen. Es ich wichtig, dass das Wasser heiß ist, da dann die Zitronensäure am Besten mit dem Rost reagiert und diesen auflöst. Nachdem durch die vier volle-Kanne-Herdplatten meine Sicherung rausgeflogen ist, weil ich mir parallel im Backofen auch noch Brötchen gemacht habe, habe ich mit 3 Herdplatten weitergemacht. Nach und nach habe ich dann das heiße Wasser durch meinen improvisierten Trichter in den Tank gekippt. Nachdem der Tank ca. halb voll war, habe ich auch die anderen beiden Päckchen Zitronensäure dazugekippt und den Tank ganz aufgefüllt. In den Wartezeiten, in denen die nächste Ladung Wasser wieder aufgekocht wurde, habe ich den Tank in eine Decke eingepackt, damit der Tank nicht schneller als nötig auskühlt. Wer einen Tauchsieder hat, kann sich das sparen. Man muss nur darauf achten, dass der Tank immer auf Temperatur bleibt.
Als der Tank dann voll war, habe ich ihn komplett (inkl. Tankdeckelöffnung) in diverse Handtücher gewickelt und 24h stehen lassen. Beim kontrollieren nach ca. 2 h war der Tank noch so heiß, dass ich mir fast die Flossen verbrannt habe. Durch die ca. 5 Lagen Decke ist der Tank sehr gut isoiert gewesen.
Nach 24h habe ich den Tank ausgewickelt und er war noch immer lau warm. Anschließend wurde der Tank entleert. Das Zitronensäurewasser kann einfach in den Ausguss. Schließlich wird es ja auch als Rohfrei etc. benutzt. Ein Blick in den Tank sollte ergeben, dass kein Rost mehr zu sehen ist. Ist dem nicht so, muss die Zitronensäure-Aktion wiederholt werden und eventuell die Rahmenbedingungen (Temperatur, Dauer) optimiert werden.
Nun die Öffnungen wieder alle öffnen und so viel Wasser wie möglich aus dem Tank bekommen. Den Rest mit dem Fön rausfönen. Wer das beschleunigen möchte, dann auch 1-2x Spiritus in den Tank kippen, gut schwenken und den Spiritus wieder rauskippen. Der Spiritus bindet das Wasser und nimmt es so mit raus. Da Spiritus zudem schneller verdunstet, ist bei der nun erneut anstehenden Fön-Session die Wartezeit zum Fönen nicht so lange. Wenn 100%ig sichergestellt werden kann, dass das Wasser und der Spiritus raus sind, ist man fertig mit Fönen. Lieber 5 Minuten zu lange Fönen als zu kurz.
Nun habe ich den Tank wieder aus seiner Halterung ausgebaut, sodass ich ihn frei in den Händen bewegen kann. Das ist gleich nötig, wenn die Versiegelung eingekippt wird.
Bevor die Versiegelung eingekippt wird, sollte der Boden in ausreichender Fläche mit min. 5 Lagen Zeitung bedeckt werden. Die Versiegelung enthält scheinbar auch Öle, die durch die Zeitung durchsickern.
Nun die kleinen Öffnungen des Tanks wieder mit Tape zukleben. Die Öffnung für den Benzinhahn müssen wir nachher wieder öffnen um die Überschüssige Versiegelung abzugießen. Wer sehr viel Wert auf den Lack seines Tanks legt, sollte alle Stellen abdecken, die nichts von der Versiegelung abbekommen sollten. Ich habe das nicht gemacht und wenn etwas daneben gegangen ist, es einfach weggewischt bzw. mit Feuerzeugbenzin wieder entfernt.
Wenn die kleinen Öffnungen zu sind und das Tape in griffweite ist, können wir die beiden Versiegelungsmittel vermischen. Kreem Weiss 2k besteht aus einer Kautschuk-Masse (große Dose) und einem Reaktionsmittel (keine Dose). Ab dem Moment, wo man die beiden zusammenkippt, hat man 12h Zeit es zu verarbeiten.
Nachdem die beiden zusammengekippt wurden, müssen sie gut vermischt werden. Anschließend das gesamte (!!!) Zeug in den Tank kippen und mit Tape auch die Tankdeckelöffnung verschließen. Nun heißt es 5-10 Minuten schwenken. Ich habe 2 Lieder im Radio abgewartet.
Nachdem die erste Schwenkzeit um ist, muss die kleine Öffnung des Benzinhahns geöffnet werden und das überschüssige Kreem Weiss 2k wieder zurück in die Dose gelassen werden. Dabei emfiehlt es sich die Dose in die Mitte der Zeitungsunterlage zu stellen. Als kein durchgängiger Strahl mehr rauskam, habe ich den Tank wieder umgedreht, die Benzinhahnöffnung gesäubert und wieder mit Tape zugeklebt. Als sichergestellt war, dass wirklich alle Öffnungen 100%ig dicht sind und auch außen nichts schmieriges mehr war, habe ich den Tank genommen und habe mich vor den PC gesetzt und 2 Folgen SouthPark geguckt. Dabei habe ich den Tank stetig und langsam in die unterschiedlichsten Richtungen gedreht.
Als die Folgen um waren, bin ich wieder zur Zeitung gegangen und habe die Benzinhahnöffnung geöffnet und erneut ein wenig abgelassen - soviel wie halt noch kam. Dann habe ich den Tank an einer Kante im Badezimmer so hingestellt, dass die Benzinhahnöffnung die tiefste Stelle ist und auch die anderen beiden Öffnungen wieder auf gemacht. Unter der Benzinhahnöffnung habe ich ein kleines Schälchen aus 5 Seiten Zeitung gebaut, in das nun das Zeug reinläuft, was da noch rauskommt. Mit dem was da noch rausgekommen ist, habe ich die Dankdeckelöffnung mit Hilfe eines Pinsels "angemalt". Dabei muss man aufpassen, dass man den Tank nicht volltropft.
Nun heißt es laut Anleitung 8 Tage warten. Da aber an der ein oder anderen Stelle die Versiegelungsschicht etwas dicker ist - da dort leichte Kuhlen sind - werde ich 2 Wochen warten. Laut Anleitung verlängert sich dadurch die Trockenzeit bis die Versiegelung Benzinfest ist. Wenn man auch E10 Tanken will, soll man die Versiegelungsschicht 2x im Abstand von 6-10 Stunden auftragen. So ist nun mein Stand und ich denke, dass das soweit gut geklappt hat!
Was ich anders machen würde:
- Vorher gucken, ob alle Schrauben, die man reinkippt auch magnetisch sind
- Die Tankdeckelöffnung vor dem Tankinhalt entrosten, da es dabei und danach schwerer/unmöglich ist
Kosten:
Am teuersten war die Versiegelung (31€ + Versand). Die Zitronensäure schlug mit 2-3€ zu Buche. Ansonsten kommen noch Strom, Wasser und Arbeitszeit dazu. Insgesamt habe ich wohl so 8 Stunden darein investiert. 1h zum Entrosten mit den Schrauben, 3h zum Ausspühlen und Ansetzen des Tanks mit Zitronensäure und nochmal 4h zum Entleeren der Zitronensäure und zum Versiegeln. Nicht eingerechnet: Ausbau des Tanks und Fehlersuche beim Ursprünglichen Problem

Zum Vergleich:
Lässt man das ganze machen, kostet es ab 150€. Ein Neuer Tank kostet mit Glück 250€ - meistens ehr Richtung dem doppelten - je in der falschen Farbe. Gebrauchte Tanks haben meist entweder selbst Rost oder sind beschädigt. Ist weder das eine noch das andere der Fall, kosten diese ca. 200€ - wiederum in der falschen Farbe.
Fazit:
Die Methode selber machen ist eindeutig die günstigste. Dafür kostet es ein wenig Mühe, Geduld und Ausdauer beim Schwenken
Ich hoffe das hier hilft dem nächsten, der das auch machen möchte.