Leerlaufdrehzahl spielt verrückt

[Sam]

Hallo Leute,
ich habe seit ein paar Monaten ein E-Modell Bj. 96. Die erste Zeit lang lag die Leerlaufdrehzahl bei 1500 U/min.
Angefangen hat das Problem damit, dass im Stand an der Ampel die Drehzahl absackte auf unter 800, bis die Maschine aus ging.
Darauf hin habe ich diese etwas erhöht, und das Problem war vorerst gelöst.
Nun ist es so, dass die Maschine nur mit langem orgeln und Vollgas anspringt, und im Stand auch fast sofort wieder
aus geht wenn man kein Gas gibt. Wenn ich während der Fahrt die Kupplung ziehe liegt die Drehzahl bei teilweise 5000 U/min,
ohne das ich Gas gebe. Halte ich jetzt aber wieder an, geht die Drehzahl wieder relativ schnell runter und die Maschine geht aus.

Eine weitere Sache (weiß nicht, ob die damit zusammenhängt) ist, dass die Maschine bis 3500 U/min extrem anfängt zu ruckeln, wenn man
etwas mehr Gas gibt. Danach zieht sie sauber durch.

Mein erster Verdacht war die Zündung oder der Vergaser, wobei ich da auch nicht weiß was es genau sein sollte.

Gruß, Sam


Daten zum Bike:
- ZZR 600 E
- Bj. 1996
- 18 Tausend KM
- 48PS Drosselung (Gaszuganschlag)

[Oppa]

Moinsen,

die wichtigsten Daten Deines Mopeds solltest Du auch in Deine Signatur aufnehmen, es gibt nämlich auch baujahrbedingte Unterschiede bei den E-Modellen und ggf. laufleistungsbedingte Abnutzung/Serviceintervalle. Das erspart Fragen.

So wie's aussieht, wird's wohl ein Vergaserproblem sein (mangelnde Synchronisation). Wenn das mit den 18tkm (Austauschmotor? Oder war Vorbesitzer extremer Wenigfahrer?) stimmt, wäre ein Rundumschlag evt. sinnvoll:

- Ventile einstellen
- Vergaser reinigen (ist dann eh abgebaut)
- Vergaser Grundeinstellung
- Vergaser synchronisieren.

Die Synchronisation ist im Leerlauf- und unteren Drehzahlbereich wichtig. Mit dem Gaszug öffnest Du die Drosselklappen, die dann wiederum über den Unterdruck die Spritzufuhr in jedem Vergaser der Vergaserbatterie steuern. Wenn Du noch nicht am Gashahn drehst, werden Unterdruck/Spritzufuhr über die Grundeinstellung der Drosselklappen zueinander geregelt. Sind die gegeneinander verstellt, ziehen einige Zylinder normal Sprit, andere zu wenig oder zu viel. Dieses Einstellen nennt man Synchronisation. Das macht aber nur Sinn, wenn die Vergaser nicht verschmutzt sind und auch die Grundeinstellung stimmt. Laut Serviceintervall wäre die Ventileinstellung erst mit 24tkm dran, aber gerade auf den ersten paar Tausend km ist dort die Veränderung am größten und dann hättest Du einen von Grund auf gesunden Motor und auch diese mögliche Fehlerquelle ausgeschlossen.

Kommt halt drauf an, wie viel Aufwand bzw. Kosten Du produzieren möchtest! Ventile einstellen ist so eine Sache, das sollte ein erfahrener Schrauber machen, in der Werkstatt kostet das (Pi mal Daumen) ca. 250,-- €. Hast Du die Traute, es selbst zu machen, kannst Du Dir dafür schon sämtliche Werkzeug kaufen und bist fortan unabhängig. Allerdings sollte Dir vor allem beim ersten Ventileinstellen ein erfahrener Schrauber zur Seite stehen, da kann man einiges kaputt machen, falsch messen und auch falsch einstellen.

Es gibt zu den o. g. Themen aber auch umfangreiche Tutorien (siehe in diesem Bereich) und zum Theama 'Vergaser' hat unser Admin "Zauberer" auf seiner Homepage Einiges dazu geschrieben (Link siehe in seinem Profil).

Natürlich kann es auch ein Elektrikproblem geben, bei dem Alter werden schon mal die Kabel spröde und die Kontakte können korrodiert sein. Zunächst deutet aber alles auf die Spritzufuhr hin.

[Sam]

Hallo,

erstmal danke für die schnelle Antwort! Was mich stutzig macht ist die Tatsache, dass die Maschine
beim fahren sauber läuft und durchzieht wenn man mehr als 3500 U/min drauf hat. Zusätzlich kam das
Problem ja ziemlich plötzlich auf, die ersten Monate lief ja alles perfekt. Könnte es nicht ein zu mageres
Gemisch sein oder sogar nur irgendeine Feder am Gashahn?

[Oppa]

...könnte... ... beim Schrauben schließt man sinnvoller Weise zuerst die wahrscheinlichen und einfachen Ursachen aus, um sich dann zu den unwahrscheinlicheren und komplizierten vorzuarbeiten... Ist meistens der schnellere Weg. Aber Du kannst gerne auch an anderer Stelle anfangen. Ich schreibe hier von Wahrscheinlichkeiten und bei Deiner Beschreibung ist mangelhalfte Synchronisation - auch vom zeitlichen Verlauf her - sehr wahrscheinlich, zumindest was die Probleme bis 3500 UPM betrifft.

Andererseits musst Du eh Tank etc. abbauen, dabei kannst Du gleich mal Luftfilterkasten u. Luftfilter auf Verschmutzung, Dichtigkeit etc. prüfen und die Zündkerzen kannst Du Dir auch anschauen, möglichst nach einer längeren Warmfahrphase. Dann siehst Du eh, ob der eine oder andere Zylinder zu fett oder zu mager gefüttert wird.

Die Leerlaufdüsen kannst Du bei der Gelegenheit auch rausdrehen und auf Verschmutzung, Ablagerung etc. prüfen. Dann feinfühlig bis zum Anschlag wieder reindrehen und dann 2,5 Umdrehungen rausdrehen (Grundeinstellung).

Wenn's dann noch hapert, insbesondere das Phänomen mit dem Hochlaufen bei gezogener Kupplung, dann ist wahrscheinlich mit dem Vergaser was nicht in Ordnung: Falschluft, Düse verstopft...(gibt da einige Möglichkeiten).

Aber erst mal in die Innereien reinschauen, die wahrscheinlichen Dinge beheben und dann weiterdiskutieren (sofern noch nötig!).

[Sam]

Ich habe mir gestern erstmal die Zündkerzen angesehen und dabei festgestellt, dass alle schwarz und eine kaputt war. Darauf hin habe ich alle ausgetauscht, wobei der Motor danach fast garkeine Leistung mehr hatte und das Problem immer noch vorhanden war. Zusätzlich süfft irgendwo Benzin raus, einige Schläuche neben dem Motor waren nass. Mir wurde die Sache jetzt zu heiß, deshalb lasse ich die Jungs von der Werkstatt das machen. Ich berichte nochmal, wenn sie fertig ist. Trotzdem nochmal danke an Oppa

[Sam]

Ok, das Problem wurde gelöst. Bei 2 Vergasern haben sich wohl die Ventile und Dichtungen der Schwimmkammer verabschiedet, daher liefen sie immer über.
Nach einer sündhaft teuren Reperatur läuft sie jetzt wieder wie eine Eins!