Seite 1 von 1

Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 15.06.2015, 18:41
von Gdrums25
Hallo,

ich habe ein kleines Problem:

ich habe festegestellt, dass ich einen Gang höher schalten kann, ohne jedoch die Kupplung ziehen zu müssen.
Vor ein paar Wochen (soweit ich mich erinneren kann), konnte ich immer meinen Fuß an den Schalthebel setzen und kraft darauf ausüben, ohne dass der nächste Gang eingelegt wurde. Erst wenn ich die Kupplung zog, ging der nächste Gang direkt rein.
Jetzt kann ich jedoch meinen Fuß anlegen und relativ leicht Druck ausüben und der nächste Gang springt rein. (Ohne das ich die Kupplung ziehe!!!)

Woran kann das liegen, muss ich die Kupplung einstellen?

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen,

Jendrik S.

P.S.: Da ich mein Passwort von meinem alten Acc vergessen habe und die E-Mail-Adresse deaktiviert wurde, da ich leider Angriff einer Hacker-Attacke war, wo in Deutschland einige E-Mail-Adressen von betroffen waren, musste ich mir ein neues Konto anlegen. Vorher hies ich "Gdrums". Also ich bin sogesehen keine neues Mitglied ;)

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 15.06.2015, 19:53
von Oppa
Gdrums25 hat geschrieben:...ich habe festegestellt, dass ich einen Gang höher schalten kann, ohne jedoch die Kupplung ziehen zu müssen...
=D> Herzlichen Glückwunsch! Vermutlich hast Du kein Problem, sondern die erste Hürde zu den Weihen hoher Motorradfahrkunst genommen! :D Noch ein wenig mehr Übung und das geht auch - allerdings mit Einschränkungen - in entgegengesetzter Richtung! ;)

Falls Du jetzt denkst, ich würde Dich 'auf's Ärmchen nehmen', lies Dir einfach mal die entsprechenden Kapitel in allen relevanten Fahrtechnikbüchern durch (z. B. die von Bernt Spiegel: einfach mal googlen!). Allerdings wurde das Thema auch hier an entsprechender Stelle diskutiert. Mal die SuFu bemühen! ;)

Klar gibt est auch dazu verschiedene Meinungen, die offiziell anerkannte habe ich Dir beschrieben.

Vielleicht noch was zu den Details, damit wir ausschließen, dass Du ein technisches Problem hast.

1. geht in den oberen Gängen einfacher als in den unteren.
2. sollte nur ruckfrei funktionieren, wenn Du es machst, während Du das Gas wegnimmst und so die Belastung von den Zahnrädern des Getriebes nimmst.

Wozu es gut ist, es zu können, sage ich Dir später. Übe erst mal zwischen dem 5. und 6. Gang und wenn das ruckfrei klappt, dann arbeite Dich nach unten durch. Achtung: für die unteren Gangpaarungen muss Du wirklich viel Gefühl im Schaltfuß und an der Gashand haben und das muss wirklich sehr koordiniert ablaufen, sonst ruinierst Du Dir tatsächlich noch das Getriebe.

Das Ganze geht - in Grenzen - auch beim Zurückschalten, ist nur noch ein gutes Stück hakeliger als beim Hochschalten. Kannst es ja mal vom 6. in den 5. versuchen: leichte Vorspannungen auf den Schalthebel, Gas leicht wegnehmen und dann Druck auf den Schalthebel. Genügt aber auch, wenn Du's weißt, das es geht! :D

Ach ja, fällt natürlich nicht in die Garantiebedingungen, auch nicht in meine! ;)

PS: lese gerade, dass Du im Fachbereich Maschinenbau tätig bist. Da gibt's doch sicher auch welche, die sich mit Getrieben auskennen. Geht übrigens auch mit (nichtautomatischen) PKW-Getrieben etc. pp. ;)

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 16.06.2015, 12:16
von Gdrums25
Ersteinmal Danke für deine schnelle Antwort.

Da kann ich ja froh sein, dass es nur ein Können meinerseits und kein technischer Defekt war.

Ich wusste lediglich, dass es eine sog. Synchrondrehzahl gibt, wo man Schalten kann ohne die Kupplung zu ziehen, was ja z.B. auch häufig die "Dragracer" machen. Aber ich wollte hier lieber nochmal nachfragen, ehe ich noch einen ernsten Getriebeschaden bekomme...

Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, in welchem Gang das war, denke aber so zwischen 3-5 Gang. Und ja genau, das Gas war immer weggenommen.
Mir war nicht bewusst, dass dies so leicht möglich ist. Dachte immer, dass sei nur mit mehr Kraftaufwand auf den Schalthebel möglich :D

Ja genau, ich studiere Produktionstechnik, bin aber erst im 2. Fachsemester, weshalb Motoren und Getriebe noch nicht so zu meinen Aufgaben gehörten. Kommt aber alles noch ;)

Naja ich bin dann mal ein bisschen Üben, damit das mit dem Schalten ohne die Kupplung zu ziehen besser wird :badgrin:

Vielen Dank!
LG

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 16.06.2015, 13:01
von Schleifi
Gdrums25 hat geschrieben:]Naja ich bin dann mal ein bisschen Üben, damit das mit dem Schalten ohne die Kupplung zu ziehen besser wird
Der Gedanke an sich ist in der Theorie richtig.
Wenn man alle äußeren Umstände weglassen kann. Zum Beispiel die Tatsache, dass man das eigene Motorrad ja nun nicht noch schneller zerstören möchte, als es an sich schon oft genug im Normalbetrieb der Fall ist.

Kurz...ich bin dem Wesen nach ein Theoretiker und habe mich, ehe ich irgendwo Hand angelegt habe, durch alle Bücher gefressen, die aufzutreiben waren. Unter anderem auch die von Bernd Spiegel.
Ich wusste also ganz genau, was ich tun muss, wie ich es tun muss und in welchem Moment der beste Augenblick dafür ist. Und ich wollte es können.
Trotz aller Theoriekenntnisse kommt man allerdings um eine gewisse Lernphase nicht herum.Das bedeutet natürlich, dieses Schalten klappt nicht immer perfekt, ist nicht immer im richtigen Augenblick und nicht mit genau der richtigen Drehzahl.
Das sollte es aber, wenn man sein Getriebe nicht zerstören will.

Ich habe ca eine Saison recht häufig bis andauernd ohne Kupplung hochgeschaltet, ich habe es irgendwann auch auf die unteren Gänge ausgeweitet und auch das Zurückschalten versucht.
2 Jahre später, nachdem das Üben schon lange Geschichte war, ging der 4. Gang meines Getriebes dermaßen kaputt, dass der Motor raus und es ausgewechselt werden musste. Dieses Üben muss nicht die Ursache gewesen sein, aber die Vermutung liegt nahe


Jetzt muss Du selbst wissen, ob Dir das Können (auch wenn es tatsächlich Vorteile hat, wenn man es beherrscht) das Risiko wirklich wert ist.

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 16.06.2015, 19:55
von Oppa
hm, meine Nr. 2 hatte knapp 60tkm auf der Uhr als sie durch Fremdverschulden vernichtet wurde. Bis auf die Einfahrphase habe ich regelmäßig "Schalten" geübt. Da war nix mit dem Getriebe. :-k

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 17.06.2015, 15:15
von Gdrums25
Was meinst du mit
Oppa hat geschrieben:Bis auf die Einfahrphase habe ich regelmäßig "Schalten" geübt.
?

Also ich werde einfach weiterhin mit Kupplung schalten. Wüsste nicht, was ich für einen Vorteil im normalen Verkehr habe, ohne Kupplung zu schalten :-D

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 17.06.2015, 15:24
von Schleifi
Gdrums25 hat geschrieben: Wüsste nicht, was ich für einen Vorteil im normalen Verkehr habe, ohne Kupplung zu schalten :-D
Im normalen Verkehr? Keinen, denn da hat man ja Zeit für alle Handlungsabläufe.
Was aber ist, wenns eng wird? wenns richtig eng wird, zum Beispiel in Schräglage wenn ein Lastwechsel nicht nur unerwünscht sondern sogar gefährlich werden könnte?
Es geht auch gar nicht darum, es im normalen Verkehr zu machen, sondern in besonderen Situationen ohne lange zu überlegen abrufen zu können. Und manches Mal sind in diesen Situtionen Millisekunden, in denen man einfach schneller ist, die Zeit, die Dir den Arsch rettet. 8-[

Re: Schalten ohne die Kupplung zu ziehen?!

Verfasst: 17.06.2015, 21:43
von Oppa
Einfahrphase sind die ersten 1000km im Leben eines Motorrades, in denen man - je nach Einfahrsystem - relativ vorsichtig zu Werke gehen sollte, bis die einzelnen technischen Komponenten sich gegenseitig "eingeschliffen" haben. ;)

Yepp, wie Schleifi schon schrieb, es gibt Augenblicke im Leben eines Motorrades, in denen man genau wissen sollte, was man tut, um den nötigen Handlungsspielraum zu haben. Dazu gehören u. a. präzises Kurvenfahren, zielgenaues und effizientes Bremsen (z. B. ABS-like kurz vor der Rutschgrenze aber nie darüber), Techniken und Strategien für kritische Situationen und auch präzises (= lastwechselfreies) Schalten. Das muss nicht unbdedingt die maximale Schräglage sein, das kann auch schon ein leicht schmieriger Untergrund sein, auf dem sich ein Lastwechsel am Hinterrad zu einem bedauerlichen Abgang mausern kann. Klar war's dann die blöde Bananenschale, auf der man ausgerutscht ist, aber Kollege Knieschleifer hat die nicht mal bemerkt. ;) (hat er schon, aber er hatte sie im Griff). :D

Und dann bin ich genau an dem Punkt, an dem ich von der ersten Hürde zu den höheren Weihen gesprochen habe. Das Schaltspielchen ist nur eine Vorübung um ein Gefühl für Lastwechsel, Abfallen der Motordrehzahl, den "weichen" Moment im Getriebe zu bekommen. Ein Skispringer übt schließlich auch erst "im Trockenen" seine Flughaltung, Technik und Kraft für den Absprung bevor's auf die Schanze geht. ;)

Ach ja, meine Nr. 2, von der ich bereits schrieb, hat mit 58tkm den 2. Kettensatz bekommen. Nun frag Dich mal, warum? Und das, was Deine Kette belastet, drückt auch auf die Zahnräder Deines Getriebes...