Bericht von Hägar:
Anfang der Saison habe ich einen Testbericht vom M3 versprochen. Hier ist er:
Vorige Tage habe ich die 6.000km-Marke seit der Frühjahrsinspektion geknackt. Genausoviel heit mein M3-Satz nun runter. Davon gehen etwa 2.000km auf Autobahn, der Rest auf gemischtes Heizen durch die Wälder und Stadtverkehr von/zur Arbeit. Meine Fahrweise würde ich als "sportlich ambitioniert" bezeichnen.
Der Hinterreifen hat hauptsächlich in der Mitte an Profil verloren. Dabei ist er einigermaßen rund geblieben. Der Profilverlust wird gleichmäßig nach außen geringer. Die etwas außermittig angeordneten Verschleißanzeiger liegen noch innerhalb der Profilrillen. Hier und weiter innen ist ein Restprofil von etwa 1,5mm vorhanden.
Anders sieht der Vorderreifen aus. Der hat in der Mitte noch reichlich Profil und ist vorrangig an den Flanken dünner geworden. Dort sind auch die Verschleißanzeiger angeordnet. Auch hier ist noch etwa 1,5mm Restprofil. In der Mitte und ganz außen sind es mehr.
Jetzt kann man lange streiten, wann ein Satz Reifen tatsächlich fertig oder noch fahrbar ist. Zumindest liegt alles noch im gesetzlichen Rahmen. Solange die Straße trocken ist, habe ich keinen Grip-Verlust feststellen können. Bei trockener Straße ist als Qualitätsverlust lediglich festzustellen, was auch für andere Reifen gilt: Da die Querschnitts-Rundung nicht mehr original ist, ist auch das Lenkverhalten nicht mehr ganz so schön wie bei Neureifen. Insgesamt halte ich den Reifensatz noch für fahrbar.
Da im Herbst und Winter bei mir nicht ganz so viele km zusammenkommen, werde ich erst im kommenden Frühjahr einen neuen Reifensatz montieren. Bis dahin wird der jetzige M3-Satz vielleicht 7.000km drauf haben.
Unterm Strich kann man also als erstes feststellen: Die Laufleistung ist für einen reinen Sportreifen bemerkenswert gut!
Zu den Fahreigenschaften: Der Referenzreifen ist für mich der Z6. Mit einer neuen Z6-Reifenpaarung hab ich mich aufs Möp gesetzt, bin losgefahren, und fand auf Anhieb alles super. Ohne Überraschungen und ohne große Umstellung fand ich wie selbstverständlich die anvisierte Kurvenlinie. Grip-Probleme konnte ich nicht bemerken. Daran sollte sich der M3 messen lassen.
Erster Eindruck des M3 im Vergleich zum Z6: Die Kurven werden gewöhnungsbedürftig. Anfänglich war mehr Konzentration als beim Z6 erforderlich, um die Linie zu treffen. Das Mopped wirkte insgesamt kippeliger.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hatte ich den Bogen dann aber raus. Kein Problem mehr mit der Zielsicherheit. Dafür große Freude in den Kurven. Die anfängliche "Kippeligkeit" entwickelte sich zur Leichtigkeit beim Kurvenwechsel. Alles geht ganz leicht, fast ohne Kraftaufwand. Wenn man das einmal gefressen hat, macht es beinahe süchtig

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Wohl als Folge dieses quasi von selbst in die Kurve fallen ist auch zu beobachten, daß es beim Bremsen in der Kurve praktisch keine Aufstellneigung gibt. Das halte ich für ein ziemliches Sicherheitsplus, wenn man mal eine Kurve falsch eingeschätzt hat. Man muß sich dann einfach nur trauen und mit noch etwas mehr Schräglage die Kurve zu beenden. Der Reifen zwingt einen jedenfalls nicht in die Vertikale.

Höchstens die eigenen Nerven.
Ergebnis: Der beste Kurvenreifen, den ich bisher gefahren habe. Setzt aber etwas Gewöhnung voraus.
Zum Trockengrip: Auf trockener Straße habe ich weder bei geradlinigen Vollbremsungen noch bei ungebremsten Kurven je ein Gripproblem gehabt.
Allerdings ist eine Sache dabei zu beachten: Das (nahezu) Fehlen einer Aufstellneigung verführt dazu, auch in Kurven mal etwas beherzter in die Bremse zu langen. Das kann kein noch so guter Reifen bis ins unendliche vertragen. Auf diese Weise habe ich schon den einen oder anderen Rutscher am Vorderrad produziert. Ließ sich aber jedesmal problemlos wieder einfangen:
Ergebnis: Der Trockengrip ist super und hat vor allem Sicherheitsreserven. Soll heißen: Zwischen beginnendem Rutschen und dem völligen Abflug liegt noch ein komfortabler Grenzbereich als Reserve, mit dem man sein aus den Zügeln laufendes Pferdchen wieder einfangen kann.
Naßgrip: Keine verwertbaren Erfahrungen, da ich es bei Nässe immer moderat angehen lasse. Verschiedene Probebremsungen auf gerader, nasser Strecke haben gezeigt, daß reichlich Verzögerung da ist. Die Grenze wollte ich aber nicht ausloten.
Zusammenfassung: Der Z6 ist für mich nach wie vor der unübertroffende und völlig problemlose Alleskönner. Er hat eine lange Laufleistung, geht leicht und überraschungsfrei durch alle Kurven, hat super Grip für sportliches Fahren und für Fehlerkorrektur. Der Reifen meiner Wahl für jeden, der eigentlich über seine Reifen gar nicht mehr nachdenken möchte.
Der M3 ist in Kurven etwas gewöhnungsbedürftig und deshalb etwas anspruchsvoller. Wenn man sich darauf eingestellt hat, genießt man die gesteigerte Kurvenfreudigkeit im Vergleich zum ohnehin leichtfüßigen Z6. Die Laufleistung ist überraschend hoch und kaum geringer als die des Z6. Das alte K.O.-Kriterium gegen Sportreifen, nämlich die geringe Laufleistung, greift hier nicht. Wer Kurven mag, für den ist der M3 der richtige.